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Worauf es im Gefängnis ankommt: Anstaltsklima und Resozialisierung im internationalen Vergleich

Fachliche Zuordnung Kriminologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 463336279
 
Die internationale Vollzugsforschung erachtet das Gefängnisklima zunehmend als ein wichtiges, wenn nicht gar als den zentralen Parameter für das Vollzugsgeschehen. Ein positives soziales Klima erhöht erwiesenermaßen die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Behandlungsmaßnahmen, es reduziert Gewalt und Rückfallrisiken und trägt allgemein zum Wohlbefinden unter Inhaftierten und Bediensteten bei. In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist diese Forschung durch Alison Liebling und das Prisons Research Centre der Universität Cambridge maßgeblich geprägt und weiterentwickelt worden. In ihren Arbeiten werden die folgenden Dimensionen des Anstaltsklimas erfasst: Respekt, Menschlichkeit, Beziehungen zwischen Gefangenen und Bediensteten, Vertrauen, Unterstützung, Fairness, Ordnung, Sicherheit, Wohlbefinden, persönliche Entwicklung, Familienkontakte, Anständigkeit, Macht und das Sozialleben der Gefangenen. Hierfür hat sie unter dem Namen “Measuring the Quality of Prison Life“ (MQPL) ein umfassendes methodisches Instrumentarium entwickelt, das neben der Befragung von Gefangenen und Bediensteten verschiedener Hierarchieebenen mit Fragebögen auf Interviews, Gruppendiskussionen sowie teilnehmende Beobachtungen setzt. Die Antragsteller Drenkhahn (Berlin) und Neubacher (Köln) haben in den vergangenen Jahren die Fragebögen für die Gefangenen und Bediensteten gemeinsam mit Ineke Pruin (Bern) und mit Unterstützung aus Cambridge ins Deutsche übersetzt und das methodische Programm in einem Pretest erfolgreich erprobt. Mit dem Forschungsprojekt verfolgen sie das Ziel, die Forschung zum Gefängnisklima in Deutschland und in der Schweiz zu etablieren. Die Forschung soll in zwei Anstalten in Deutschland und einer Anstalt in der Schweiz stattfinden und wird wertvolle Aussagen über die Leistungsfähigkeit der Anstalten in Bezug auf die verschiedenen Dimensionen des Anstaltsklimas ermöglichen. Damit wird den Anstaltsverantwortlichen in den beteiligten Anstalten konkret die Möglichkeit gegeben, mehr über ihre Anstalt zu erfahren, ggf. Korrekturen vorzunehmen und Verbesserungen zum Wohle der Gefangenen und Bediensteten einzuleiten. Aus wissenschaftlicher Sicht ist neben einer Fortentwicklung der Instrumente der Vollzugsforschung auch die Antwort auf die Frage zu erwarten, ob und inwieweit das Konzept der Anstaltsklimaforschung über Sprach- und Ländergrenzen hinweg auf Staaten mit unterschiedlicher Gesetzgebung und Vollzugstradition übertragbar ist. Auf diese Weise wird das Projekt auch einen bedeutenden Beitrag zum wachsenden Forschungsgebiet der vergleichenden Strafvollzugsforschung leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Ineke Regina Pruin
 
 

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