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Der mediale Status des Körpers – Körper im Bild und Körperbild. König Kāleb und andere äthiopische Heilige in Portugal und Brasilien im 18. Jahrhundert

Antragstellerin Professorin Dr. Margit Kern, seit 11/2023
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 435118611
 
Das äthiopistisch-kunsthistorische Projekt untersucht aus einer Perspektive der Critical Whiteness Studies die intermediale Konfiguration von Heiligkeit. Die Frage nach der Rolle von Hautfarben bei der Charakterisierung von Heiligen in Text und Bild wird diachron verfolgt. Im Zentrum der Untersuchung steht eine Gruppe von äthiopischen Heiligen. Vor allem die Unmarkiertheit von Hautfarben in den byzantinischen, syrischen, arabischen und äthiopischen Hagiographien ab dem 6. Jahrhundert sowie die Markierung von Hautfarben in der bildlichen und textlichen Rezeption dieser Quellen im 17. und 18. Jahrhundert dabei im Vordergrund. Es gilt nicht nur die medialen Verschiebungen und semantischen Aufladungen dieser Heiligenfiguren über die Jahrhunderte nachzuzeichnen, sondern auch die relationalen Gefüge, die bei diesen Markierungen bzw. der Verzicht auf diese eine Rolle spielen. Jüngeren Forschungen zufolge werden die äthiopischen Heiligen im 17. und 18. Jahrhundert in Brasilien für die Etablierung von christlichen Bruderschaften genutzt, die vor allem afrikanische Sklaven ansprechen sollten. Die historischen Relationierungsgefüge von Haut verdeutlichen, dass der menschliche Körper eine mediale Zwischenposition einnimmt; denn der Körper war immer schon Gegenstand kultureller Interpretationen und Formierungen. Er oszilliert als Bildort zwischen Natur und Kultur. Das Körperbild ist in allen kulturellen Kontexten Gestaltungsprozessen unterworfen durch Kleidung, Haartracht, aber auch Posen etc. und ist so in vielfältige bildgenerierende Prozesse eingebunden. Zugleich wird der Körper immer wieder aus einer biologistischen Perspektive als unveränderbar semantisiert. Diese Zwischenstellung des Körpers zeigt, dass er als eigene Größe in intermedialen Gefügen anzusetzen ist, die den Zwischenraum zwischen Körper und Bild ausloten. Denn das Körperbild wird nicht erst im Porträtbild geformt, auch die Pose zeigt an, dass dem Körper Referenzbilder eingeschrieben wurden, die es in Prozessen der Bildgebung zu berücksichtigen gilt. Neben der medialen Eigenlogik von künstlerischen Gattungen, wie der Druckgraphik oder der Skulptur, sowie den Zuschreibungen und Metaphern in Texten ist zudem die Konturierung der heiligen Körper zwischen irdischem Leib und Transzendenz auszuloten. In der Terminologie der Forschungsgruppe bewegt sich der Körper so in einer sehr spezifischen Weise am Kreuzungspunkt zwischen horizontaler und vertikaler Intermedialität. Das Interesse an der Sonderstellung des Körpers in intermedialen Gefügen verbindet das Projekt mit TP 3, TP 5 und TP 7. Ein gemeinsamer Workshop soll die Medialität des Körpers in Frömmigkeitspraktiken der Frühen Neuzeit untersuchen. Folgende Publikationen sind im Rahmen des Projekts geplant: eine Monographie zum Körperbild äthiopischer Heiliger in Portugal und Brasilien, eine Dissertation zur Überlieferung der zentralen hagiographischen Texte in Verbindung mit einer Edition und Übersetzung des Gadla Kāleb sowie Aufsätze.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Ehemaliger Antragsteller Professor Dr. Alessandro Bausi, bis 10/2023
 
 

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