Krankenhauspflege im gesellschaftlichen Wandel. Organisationale Dynamiken der Auf- und Abwertung einer Care-Arbeit

• Antragsteller: Dr. Robin Mohan
• Fachliche Zuordnung: Empirische Sozialforschung
• Förderung: Förderung seit 2021
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 465382380

Ausgangspunkt des Projekts ist die Beobachtung eines hochdynamischen Wandels im Feld der Pflege in deutschen Krankenhäusern, der sowohl durch einen pflegepolitischen Umschwung sowie die Corona-Pandemie bedingt ist. Eine Reihe jüngster gesetzlicher Maßnahmen, politischer Initiativen und Kampagnen zielte darauf, die Pflege symbolisch wie materiell aufzuwerten. In der gesetzlichen Regulierung der Krankenhauspflege wurde im Zuge dessen mit Ökonomisierungstendenzen gebrochen, die seit Jahrzehnten das Geschehen prägten. Die Pflegekräfte artikulieren jedoch weiterhin vielfach das Gefühl, ihre Arbeit werde abgewertet. Die gegenwärtige Situation der Krankenhauspflege ist somit durch eine komplexe und spannungsreiche Gleichzeitigkeit ihrer Auf- und Abwertung geprägt. Das Projekt will einen Beitrag zum Verständnis der Auswirkungen dieses Wandels leisten, indem es untersucht, welche Rolle organisationale Dynamiken seiner Verarbeitung dabei spielen, dass sich auf Seiten der Pflegekräfte in Krankenhäusern Erfahrungen der Auf- bzw. Abwertung konstituieren. Diese werden im Anschluss an jüngere arbeitssoziologische Forschungen als Erfahrungen der Erfüllung oder Verletzung von arbeitsbezogenen, als legitim geltenden Ansprüchen konzipiert. Das Projekt zielt darauf, in den organisationalen Arrangements der Krankenhäuser jene Mechanismen aufzuspüren, die bei den Pflegebeschäftigten auf Stationsebene solche Erfahrungen evozieren, und diese Mechanismen gesellschaftstheoretisch zu deuten. Mit Hilfe eines multiperspektivischen, qualitativen Fallstudiendesigns, das Interviewforschung, beobachtende Teilnahme und Dokumentenanalyse kombiniert, wird das konflikthafte Zusammenspiel von Management- und Controllingpraktiken, die den gesellschaftlichen Wandel organisationsintern konkretisieren, und Orientierungsmustern der Pflegekräfte empirisch rekonstruiert und theoretisch verallgemeinernd erschlossen. Die Theorie der strukturellen Abwertung der Pflege als Care-Arbeit kann so um eine organisationsbezogene Perspektive erweitert werden.

• DFG-Verfahren: Sachbeihilfen