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Die Verschriftlichung der Kampfkunst. Praktiken des Kämpfens als Wissensobjekte in den Fechtbüchern des 14.–16. Jahrhunderts

Antragsteller Dr. Eric Burkart
Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 465466524
 
Kämpfen stellt in den überlieferten Zeugnissen des Mittelalters eine der wichtigsten zwischenmenschlichen Interaktionsformen dar. Das gilt einerseits für die konkrete Praxis der gewalttätigen Auseinandersetzung in Krieg, Fehde oder Zweikampf, auf die heute aufgrund ihrer Flüchtigkeit lediglich Spuren wie archäologische Knochenbefunde oder im Kampf verwendete Artefakte verweisen können. Andererseits zählt das Kämpfen auch zu den am stärksten symbolisch aufgeladenen Handlungen menschlicher Kultur, sodass Darstellungen kämpferischer Handlungen in religiösen, historiographischen und literarischen Texten sowie als Motiv der bildenden Kunst eine zentrale Stellung einnehmen. Neben gewalttätigem Kämpfen im engeren Sinne sind aber auch Praktiken des reglementierten Wettkampfes und des nicht ernsten Kämpfens dokumentiert, die als Teil einer Übungs-, Freizeit- und Körperkultur eine wichtige soziale Rolle spielten.Vor diesem Hintergrund entstanden im späten Mittelalter mit den Fecht- oder Kampfbüchern komplexe Fachschriften, welche das Beschreiben und Darstellen des Kämpfens mit der Praxis der physischen Auseinandersetzung verbanden: Anfang des 14. Jahrhunderts begannen Fechtmeister, ihr spezifisches Körperwissen und ihre didaktischen Praxislehren zu Ringkampf und Waffengebrauch in zumeist umfangreich bebilderten Handschriften aufzuzeichnen. Diese seit dem frühen 16. Jahrhundert auch im Druck verbreiteten Abhandlungen zum Kämpfen als (Handwerks-)Kunst stellen die ersten systematischen Aufzeichnungen zu mittelalterlichen Körpertechniken überhaupt dar. Sie setzten Maßstäbe auf dem Gebiet der Bewegungsnotation und prägten grundlegend den Aufbau unserer heutigen Ratgeberliteratur zu verschiedensten Sportarten. Bislang wurden die Kampfbücher jedoch noch nie umfassend aus einer kulturgeschichtlichen Perspektive untersucht.Das Projekt nähert sich dem Korpus der handschriftlichen und gedruckten Kampfbücher des 14.–16. Jahrhunderts in Verbindung mit komplementären Zeugnissen auf einer (1) diskurs- und mediengeschichtlichen, (2) praxeographischen und (3) kulturtheoretischen Ebene.Entscheidend ist dabei, die Texte als Teil eines Ausbildungszusammenhangs zu analysieren, in dem das Kämpfen als subjektiv erlebte Praxis zum Gegenstand eines von Fechtmeistern dominierten Expertendiskurses wurde. Zentral hierfür war eine Professionalisierung im Verlauf des späten Mittelalters und die Gründung von zunftähnlichen Fechtbruderschaften auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches. Die Popularität von öffentlichem Unterricht und Fechtwettkämpfen zeugt zugleich von der Breitenwirksamkeit dieser Phänomene, die in erster Linie in einem städtischen Umfeld angesiedelt waren. Das Erkenntnisziel des Projekts besteht in der kulturgeschichtlichen Untersuchung der komplexen Beziehung zwischen handgreiflichen Praktiken des Kämpfens und ihrer Diskursivierung, Didaktisierung und Medialisierung unter Einbeziehung der Stadt als Produktionsraum kämpferischen Fachwissens.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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