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Chronischer Stress und funktionale Gesundheit bei älteren Menschen: Die Rolle und Bedeutung von Sturzangst
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Sabine Britting; Professor Nicolas Rohleder, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 465677295
Der Erhalt der physischen Funktionalität und der Selbstständigkeit sind wichtige Wünsche älterer Personen. Diese Ziele werden jedoch durch den altersbedingten Verlust von Muskelmasse, -kraft und -funktion konterkariert. Darüber hinaus kann dieser Abbauprozess durch die Vermeidung von Bewegung aufgrund von Sturzangst weiter forciert werden. Vor kurzem konnte unsere Gruppe nachweisen, dass diese Sturz-bezogenen, psychologischen Bedenken (FrPC) nicht nur zu einer Verringerung der physischen Aktivität führen, sondern auch mit einer Erhöhung der Interleukin 6 Spiegel assoziiert sind. Dies stimmt mit der Beobachtung vieler Publikationen überein, dass die Langzeitbelastung durch negative psychologische Zustände, wie chronischer Stress und Angst, mit der Hochregulation der peripheren, inflammatorischen Aktivität verbunden sind. Diese chronische, niederschwellige Anregung wurde repetitiv als Trigger des muskulären Abbaus beschrieben. Somit entsteht ein selbstverstärkender Zyklus von Sturzangst, Inflammation, Verlust an Muskelmasse und abnehmender Funktionalität, der schließlich zu Stürzen und einer erhöhten Mortalität führt. Darüber hinaus kann auch die singuläre Verordnung von körperlichem Training diesen Prozess nicht vollständig aufhalten, da die dadurch erhöhten FrPCs den Stresslevel und damit die Konzentration inflammatorischer Zytokine ansteigen lassen und damit den anabolen Effekt der Intervention abschwächen. Aus diesem Grund sind gebündelte psychologische und geriatrische Expertisen zur Adressierung dieser Problematik nötig. Dabei werden bereits etablierte, effektive Trainingsprogramme in dieser Studie kombiniert. Die Interventionsgruppe wird mindestens eine Stunde pro Woche zusammen trainieren und ein Heimprogramm durchführen, während die Kontrollgruppe in gleicher Frequenz eine Multikomponenten-Intervention mit Sham-Aktivität und Gesundheitsinformationen absolviert. Zur Operationalisierung der FrPCs wird der Falls Efficacy Scale - International (FES-I) verwendet. Der Stress und allgemeine psychologische Symptome werden durch Selbstbericht und Messung von Cortisol im Speichel erfasst. Die Konzentrationen von C-reaktivem Protein, Interleukin-6, Interleukin-10 und Tumornekrosefaktor-alpha, sowie Genexpression ausgewählter inflammatorischer Transkripte, sollen als Surrogatparameter für den inflammatorischen Status gemessen werden. Alle diese Faktoren werden zur Grunduntersuchung und repetitiv während des Interventions- und Nachverfolgungszeitraums erhoben. Daraus soll geschlussfolgert werden, ob die Reduktion der FrPCs zu einer Verringerung des Stresses führt und damit eventuell die chronische, subklinische Inflammation vermindert. Dafür werden Änderungen in den psychologischen und biologischen Prozessen erfasst, die zu FrPCs und Muskelmassenverlust führen, um deren Beteiligung an der Sarkopenieentstehung zu identifizieren und neue Möglichkeiten aufzuzeigen den degenerativen Zyklus aus FrPC und Sarkopenie zu verlangsamen oder sogar aufzuhalten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Privatdozentin Dr. Ellen Freiberger; Professor Dr. Cornel Sieber