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Narrative weiblicher Erschöpfung um 1900 und 2000

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 466331557
 
Erschöpfungskrankheiten wie Depressionen und Burnout sind momentan allgegenwärtig und stehen im Fokus von Wissenschaft, Medien und Literatur. Ein neues Phänomen ist die literarische Verarbeitung von Erschöpfung allerdings nicht. Bereits im Umbruch zur literarischen Moderne um 1900 werden Pathologien wie Melancholie, Depressionen und Neurasthenie, die sich als Phänomene der Erschöpfung verstehen lassen, literarisch verhandelt. Erschöpfung lässt sich im Kontext medizinischer (Neurasthenie, Depression, Burnout) sowie ideengeschichtlicher Begriffe (Melancholie, Spleen, Ennui) fassen. Zudem ist Erschöpfung in einen Bezug zu Geschlecht, (Re-)Produktion und Arbeit – und damit in einen Bezug zu gesellschaftlichen Diskursen und Verhältnissen zu setzen. Das Projektvorhaben zielt darauf ab mittels der Verknüpfung einer diskursanalytischen und gendertheoretischen Perspektive mit einem praxistheoretischen Ansatz, Narrative weiblicher Erschöpfung um 1900 und 2000 herauszuarbeiten und zu systematisieren, d.h. die jeweiligen Diskurse um Erschöpfung, Weiblichkeit und Arbeit sowie ihre konkrete Ausformung in Motiven und narrativen Strukturen sichtbar zu machen und zu analysieren. Dabei sollen die synchronen und diachronen Verbindungen, d.h. die Ähnlichkeiten zwischen weiblichen Erschöpfungsnarrativen um 1900 und 2000 und das Aufgreifen narrativer Muster in gegenwärtigen Erzähltexten weiblicher Erschöpfung, herausgearbeitet werden. Im Zentrum steht die Frage, wie in Erzähltexten um 1900 und 2000 von weiblicher Erschöpfung erzählt wird, sowohl im Dialog mit medizinischen, psychiatrischen und psychoanalytischen Perspektiven als auch in Abgrenzung von ihnen. Dabei sind auch die in diesen Diskursen wirkenden Machtdispositive zu beachten – zum einen mit Blick auf die Pathologisierung, zum anderen mit Blick auf die damit verknüpften Geschlechterzuschreibungen. Daran anknüpfend wird danach gefragt, inwieweit sich spezifische Erzählverfahren in der Darstellung weiblicher Erschöpfung zeigen und spezifische Narrative weiblicher Erschöpfung identifizieren lassen. Das Projekt geht von der Annahme aus, dass weibliche Erschöpfung dezidiert mit gesellschaftlichen und geschlechtsspezifischen Machtstrukturen in Verbindung steht, die zentral um die Verhandlung von (Re-)Produktionsarbeit kreisen. Weibliche Erschöpfungsnarrative um 1900 und 2000 lassen sich, so die zentrale These, als ambivalente Narrative von Scheitern, Verweigerung und Protest fassen. Das Forschungsprojekt verortet sich in seiner Ausrichtung an der Schnittstelle zwischen Literaturwissenschaft und Medizingeschichte und möchte die Ergebnisse außerdem für die Medical Humanities anschlussfähig machen.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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