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Die Rolle älterer Geschwister für den Bildungserwerb von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund im Sekundarschulbereich –Antrag im Rahmen der DFG Nachwuchsakademie "bildungsbezogene Integration”–

Antragstellerin Dr. Marion Fischer-Neumann
Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2021 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 466348479
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Forschungsvorhaben im Rahmen der DFG-Nachwuchsakademie "bildungsbezogene Integration“ kann erweitertes Erklärungswissen liefern sowie neue empirische Erkenntnisse zu dem bisher wenig erforschten Bildungseinfluss von älteren Geschwistern beitragen. Das Projekt konnte anhand von Literaturarbeit sowie der quantitativen Sekundärdatenanalyse von bedeutenden Umfrageprojekten (SOEP, NEPS, sowie 2000 Families Study) in vier Forschungsarbeiten erste komplexere theoretische als auch empirische Indizien und Belege dafür finden, dass ältere Geschwister eine Art soziales Kapital in Bildungserwerbsprozessen darstellen können. Zum einen übertragen sich Bildungsleistungen (z.B. Bildungsjahre) oder -aspirationen (z.B. tertiäre Bildungserwartungen) von ältere auf jüngere Geschwister unabhängig von den elterlichen sozioökonomischen und anderen Bildungsressourcen. Zum anderen werden diese intragenerationalen Transmissionen in der Stärke durch strukturelle Merkmale der Geschwisterkonstellation (z.B. Altersabstand, Anzahl älterer Geschwister, Geschlechts-komposition) als auch durch kulturelle und soziale Ressourcenmerkmale älterer Geschwister (z.B. Zeit des gemeinsamen Aufwachsens, kulturelle Partizipation älterer Geschwister) beeinflusst. Wie aus der bisherigen Forschungsliteratur ableitbar zeigen sich Unterschiede in der geschwisterlichen Übertragung im Kontext von Integration und Migration. Während in Familien mit Migrationserfahrung in Deutschland die strukturellen Merkmale der Geschwisterkonstellation (z.B. geringer Altersabstand oder eine biologische Verbundenheit) zentrale Bedingungen für die Transmission von Bildungsleistungen darstellen, sind es in einheimischen Familien die kulturellen und sozialen Ressourcen in dem geschwisterlichen Sozialisationskontext (z.B. Zeit des gemeinsamen Aufwachsens, kulturelle Partizipation älterer Geschwister). Daneben zeigt sich bei der Analyse des Einflusses von Migrationsbewegungen ausgehend von der Türkei und damit entstehende transnationalen Geschwisterkonstellationen, dass sich Einfluss des Humankapitals von älteren Geschwistern verringert. Neben den Erkenntnissen zum Bildungseinfluss von Geschwistern in Migrationsund Integrationskontext und deren Bedingungen, konnte das Projekt zudem die Erkenntnis erlangen, dass ältere Geschwister positiv kompensierend auf hemmende Bildungsaufstiegsprozesse wirken können, die von den Eltern ausgehen. Ältere Geschwister können einen positiven Erfahrungskontext bilden, in welchem wahrgenommene ambivalente elterliche Erwartungen der Erlangung eines tertiären Bildungsabschlusses, einerseits, sowie hohen Solidaritätserwartungen gegenüber der Familie (z.B. finanzielle Unterstützung sowie räumliche Nähe), andererseits, weniger stark die Bildungsmobilität von den beruflichen auf den akademischen Bildungszweig in der Sekundarstufe II hemmen. Auch wenn es weiter Untersuchungen bedarf, in welchem z.B. unterschiedliche Herkunftsgruppen in den gefundenen Geschwistermechanismen berücksichtigt werden, implizieren die ersten Erkenntnisse aus dem Projekt für die Bildungsforschung als auch Bildungspraxis ältere Geschwister expliziter in Überlegungen und Vorhaben einzubeziehen um das Bildungswachstum von Kindern aus Zuwandererfamilien in Deutschland zu fördern.

 
 

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