Ungleichheiten in Bildungsentscheidungen nach Migrationshintergrund – die Rolle der Informationsverfügbarkeit
Empirische Sozialforschung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Zahlreiche Arbeiten weisen unter Kontrolle der schulischen Leistungen und der sozialen Herkunft auf vorteilhaftere Bildungsentscheidungen von Eltern mit einem Migrationshintergrund am Übergang nach der Grundschule in die weiterführende Schule hin. Die Gründe hierfür sind bislang aber nicht umfassend geklärt. Als eine Erklärung für die beobachteten Unterschiede im Entscheidungsverhalten verbinden wir über die Informationsverfügbarkeit der Eltern die Annahmen verschiedener entscheidungstheoretischer Ansätze in einem integrativen Ansatz, um die bestehenden Unterschiede im Entscheidungsverhalten zu erklären. In unseren Ergebnissen zeigt sich, dass Eltern mit einem Zuwanderungshintergrund ein geringeres Wissen über das deutsche Bildungssystem aufweisen als Eltern ohne Zuwanderungshintergrund. Bestehende Informationsunterschiede zwischen den Eltern sind größtenteils durch Unterschiede in ihrer Ausstattung mit kulturellem und sozialem Kapital erklärbar. Informationsunterschiede zwischen den Herkunftsgruppen reduzieren sich mit einer ansteigenden sozialen Herkunft, einer häufigeren Verwendung der deutschen Sprache und mit zunehmenden Kontakten zu höher gebildeten Personen ohne eigenen Zuwanderungshintergrund. Eltern mit und ohne Zuwanderungshintergrund nehmen die Kosten, Renditen und Erfolgswahrscheinlichkeiten weiterer Bildung zudem unterschiedlich war. Die bestehenden Unterschiede reduzieren sich jedoch oftmals unter Einbezug sozialer Herkunftsmerkmale und der Informationsverfügbarkeit der Eltern. In einigen Fällen entstehen aber auch vorteilhaftere Wahrnehmungen von Eltern mit einem Zuwanderungshintergrund. So gehen Eltern mit Zuwanderungshintergrund eher davon aus, dass ihre Kinder das Abitur erfolgreich bestehen, als Eltern ohne Zuwanderungshintergrund. Weiterhin zeigen sich Einflüsse anderer Personen aus dem sozialen Umfeld der Eltern wie ihrer Kinder auf die Bewertung der Kosten, der Renditen und Erfolgswahrscheinlichkeiten. Die Ergebnisse bieten Hinweise, dass diese Einflüsse mit der Informationsverfügbarkeit der Eltern variieren. Unter Berücksichtigung der sozialen Herkunft und der schulischen Leistungen entscheiden sich Eltern mit einem Migrationshintergrund eher für den Besuch eines Gymnasiums als Eltern ohne Migrationshintergrund. Die zwischen Eltern mit und ohne Zuwanderungshintergrund bestehenden Unterschiede in den Bildungsentscheidungen lassen sich durch die mit den Abschlüssen verbundenen Kosten, Renditen und Erfolgswahrscheinlichkeiten sowie die im sozialen Umfeld bestehenden Bildungsansprüche erklären. Auch bei der Bildungsentscheidungen bestehen Hinweise auf nach der Informationsverfügbarkeit der Eltern variierende soziale Einflussprozesse.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Zur Erklärung von Unterschieden im entscheidungsrelevanten Bildungswissen zwischen Eltern mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland. 10. Tagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung, Essen, Deutschland
Zimmermann, T.
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Explaining differences in decision-relevant educational knowledge between parents with and without an immigrant background in Germany. Research in Social Stratification and Mobility, 90, 100894.
Zimmermann, Thomas
