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Diversität jenseits des Migrationshintergrundes – neue Kategorien für Antidiskriminierungsdaten

Antragstellerin Dr. Anne-Kathrin Will
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 466608607
 
Um soziale Ungleichheit und Benachteiligung mehrdimensional und komplex beschreibbar zu machen, müssen diskriminierungsrelevante Kategorien abgebildet werden. So werden Bevölkerungsgruppen mit hohem und niedrigem Diskriminierungsrisiko unterscheidbar. Insbesondere um feststellen zu können, inwiefern strukturelle oder institutionelle rassistische Diskriminierung etwa im deutsche nBildungswesen Effekte zeigt, werden derzeit in der Regel „Personen mit“ und „Personen ohne Migrationshintergrund“ unterschieden. In Deutschland wird einer Person ein Migrationshintergrund zugewiesen, wenn sie oder eines ihrer Elternteile die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt oder zugewandert ist. Inzwischen hat jedevierte Person einen Migrationshintergrund. Andererseits werden als in Deutschland derzeit am stärksten von Rassismus betroffene Gruppen in der Berichterstattung gegenüber den Vereinten Nationen nicht Personen mit Migrationshintergrund, sondern jüdische Personen, Schwarze Personen und Personen of Colour, Personen muslimischenGlaubens, oder als Muslim*innen Wahrgenommene, sowie Sinti*zze und Rrom*nja genannt. Zu diesen Gruppen mit hohem Diskriminierungsrisiko gehören also gleichermaßen Personen mit und ohne Migrationshintergrund. Für Ungleichheits- undDiskriminierungsforschung, ebenso wie unter Gesichtspunkten von Teilhabe und Chancengerechtigkeit geht es nicht um Kategorien der ethnischen Herkunft, wie diese weltweit gesehen in den meisten Ländern amtlich erhoben werden, sondern um die Erfassung sozial zugeschriebener Ethnizität: Denn Diskriminierung erfolgt stets durchden Blick der Anderen. Im Netzwerk werden Vertreter*innen der empirischen Sozialforschung und Surveymethodologie, Migrations-, Integrations- und Rassismusforschung, Diskriminierungsforschung, Bildungsforschung, Linguistik, Rechtswissenschaft sowie der Science and Technology Studies kooperieren, um passende Surveyfragen zu entwickeln. Fragen und Antwortkategorien sollen entwickelt werden, um diskriminierungsrelevante ethnische Differenz in Deutschland überSelbstauskunftfragen zu erfassen, die im engen interdisziplinären Austausch für Surveys der Sozial-, Gesundheits-, Bildungs- und Arbeitsmarktforschung einsetzbar sind. Bereits existierende Selbstbezeichnungen in der Bevölkerung werden berücksichtigt sowiedie Datenerhebung erprobt unter Einhaltung entwickelter Standards für Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsdaten. Um geeignete Indikatoren für Diskriminierung jenseits des Migrationshintergrunds zu finden, wird das Netzwerk 1) den Stand der Forschung zur Erhebung von Antidiskriminierungsdaten innerhalb der Bundesrepublik bündeln, 2) Surveyitems erarbeiten, 3) den deutschen Forschungsstand stärker mit der internationalen Debatte verbinden sowie 4) diewissenschaftliche Diskussion über eine zeitgemäße (statistische) Repräsentation und den Schutz vor Diskriminierung minorisierter Gruppen fördern.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
Mitverantwortlich(e) Dr. Linda Supik
 
 

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