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Fragmentierung von Weihgaben in Olympia und anderen griechischen Heiligtümern – Forschungen zum Hintergrund einer rituellen(?) Praxis
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Holger Baitinger; Dr. Azzurra Scarci
Fachliche Zuordnung
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 466820328
Im Jahre 2022 wurden mit Förderung durch die DFG archäologisch-materialkundliche Untersuchungen zu oftmals intentional zerstörten bronzenen Weihgaben aus dem Zeusheiligtum von Olympia aufgenommen. Sie haben zum Ziel, dieses Phänomen erstmals systematisch zu analysieren und die dahinterstehenden rituellen und sozialen Praktiken besser zu begreifen, also welche Funktion und Bedeutung fragmentierte Weihgaben in Olympia besaßen, wann und wie sie zerstört wurden und warum sie dort schließlich in solch großer Zahl in den Boden gelangt sind. Durch die methodisch breit gefächerte Herangehensweise, die sich an Ansätzen der prähistorischen Archäologie und der Kulturanthropologie orientiert, wurden und werden spezifische Fragmentierungs- und Bruchmuster herausgearbeitet, anhand von Maßen und Gewichten statistische Untersuchungen durchgeführt und die räumliche Verteilung fragmentierter Objekte mit ihrem möglichen Bezug zu Funktionsbereichen (z.B. Gusswerkstätten, Altären, Tempeln) untersucht. Am olympischen Material konnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden wie sich wiederholende Fragmentierungsmuster, die beim Zerlegen von Dreifüßen und Greifenkesseln auf ein systematisches Vorgehen erfahrener Metallhandwerker hinweisen und die Rekonstruktion einer chaîne opératoire ermöglichen. In der nun beantragten nächsten Phase des Projekts sollen diese Untersuchungen auf andere griechische Heiligtümer ausgeweitet werden, wo die bereits in Olympia bearbeiteten Materialgattungen (Dreifüße, Votivtiere, Greifenköpfe, sizilisch-unteritalische Objekte) nach dem in Olympia (weiter-) entwickelten methodischen Schema aufgenommen, dokumentiert und analysiert werden, nun ergänzt um archäometallurgische Untersuchungen, die Erkenntnisse zu Bruchverhalten und -mustern der Objekte liefern sollen. Ziel ist es, durch diese materialbasierten Analysen Übereinstimmungen mit oder Unterschiede zu den in Olympia nachgewiesenen Fragmentierungsmustern herauszuarbeiten, um dadurch die in griechischen Heiligtümern geläufige Praxis der Fragmentierung in einem breiten Kontext verstehen und bewerten zu können. Ausgewählt wurden hierfür die Heiligtümer von Delphi, Samos, Kalapodi und Athen (Akropolis), die vergleichsweise umfangreiche Fundbestände geliefert haben und einen guten Publikationsstand aufweisen. Auf dieser Grundlage soll eine überregionale Bewertung des Fragmentierungsphänomens in bedeutenden griechischen Heiligtümern ermöglicht werden. In einem abschließenden Schritt werden auf Basis von big data metrologisch-statistische Vergleiche mit spätbronze-/früheisenzeitlichen „Brucherzhorten“ Alteuropas durchgeführt, um die Ergebnisse aus den griechischen Heiligtümern auch für die prähistorische Forschung nutzbar zu machen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Italien
Mitverantwortlich
Professor Dr. Roland Schwab
Kooperationspartner
Dr. Nevio Dubbini
