Detailseite
Bayes'sche Inferenz als Basis der Handlungsurheberschaft
Antragsteller
Professor Dr. David Franklin; Professor Dr. Mathias Hegele
Fachliche Zuordnung
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 467042759
Handlungsurheberschaft (Agency) bezeichnet das Gefühl, dass wir allein verantwortlich für Veränderungen im Zustand unseres Körpers oder unserer Umwelt sind. Experimentelle Studien haben einen engen Zusammenhang zwischen dem Gefühl der Handlungsurheberschaft und der Vorhersehbarkeit der sensorischen Konsequenzen unserer eigenen Handlungen hergestellt. Der Vergleich von vorhergesagten mit tatsächlich eintreffenden Handlungsergebnissen entscheidet, ob wir selbst Urheber eines wahrgenommenen Ereignisses sind oder nicht. Empirische Befunde, die diesem einfachen Komparator-Modell menschlicher Handlungsurheberschaft widersprechen, z.B. bei Anwesenheit anderer potentieller Handlungsverursacher oder im Falle zeitlicher Verzögerungen zwischen Handlung und Ergebnis, legen nahe, dass ein einfacher Vergleich von prädizierten und tatsächlichen Handlungsergebnissen nicht den Kernmechanismus für die Bestimmung von Handlungsurheberschaft widerspiegelt. Einem alternativen Ansatz zufolge integrieren Menschen auch Vorwissen (prior beliefs) über die Wahrscheinlichkeit eigener und fremder Handlungsurheberschaft mit der Plausibilität (likelihood), dass man angesichts der aktuellen sensorischen Informationen selbst Urheber eines beobachteten Ereignisses ist. Obwohl diese Bayes‘sche Integration von Prior und Likelihood einen äußerst mächtigen komputationalen Ansatz zur Erklärung des subjektiven Urheberschaftsgefühls darstellt, herrscht ein Mangel an experimentellen Daten und Designs, um die zentralen Merkmale dieses theoretischen Ansatzes genauer zu untersuchen und ihre Bedeutung für die Wahrnehmung eigener Handlungsurheberschaft anhand von experimentellen Ergebnissen zu bestätigen. In diesem Projekt werden wir zentrale Vorhersagen Bayes‘scher Integration als theoretischen Rahmen für die Bildung des subjektiven Gefühls eigener Handlungsurheberschaft testen. In einer Reihe psychophysischer Experimente manipulieren wir Erwartungen auf Basis von Vorwissen über eigene und fremde Handlungsurheberschaft sowie sensorischer Signale aus der Umwelt mittels programmierbarer haptischer Roboter und virtueller Realität. Die Experimente zielen darauf ab, die Bildung des Urheberschaftsgefühls während verschiedener Objektmanipulationsaufgaben zu beobachten. Dazu wird die Präsenz eines weiteren, virtuellen Handlungsverursachers, der in verschiedenen Stärken und mit unterschiedlicher Gewissheit in die Aufgabe eingreift, manipuliert. Das Ziel der einzelnen Experimente ist es, den Einfluss jeweils einer Komponente der Bayes‘schen Integration zu kontrollieren, während alle anderen Faktoren konstant gehalten werden. Unsere Ergebnisse werden einen Beitrag zur Entwicklung eines „Active-Self“-Modells leisten, das in der Robotik Anwendung findet könnte, z.B. in der Entwicklung von Kontrollalgorithmen für assistive Robotik oder in Mensch-Maschine-Interaktionen, in denen das Urheberschaftsgefühl eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine darstellt.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Teilprojekt zu
SPP 2134:
Das handelnde Selbst