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Zur Wasserversorgung der bronze- und eisenzeitlichen Befestigungen am Ipf, Stadt Bopfingen. Interdisziplinäre Untersuchungen der Trichtergruben am Nordhang des Berges

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Rüdiger Krause; Professorin Dr. Astrid Stobbe
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2021 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 467967851
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Ipf ist ein 668 m hoher Zeugenberg der Schwäbischen Alb am Westrand des Nördlinger Ries, an dessen Fuß die mittelalterliche Stadt Bopfingen liegt. Der kegelförmige Berg ist Teil des Malm (Oberjura), der mit dem Albtrauf eine deutliche Schichtstufe bildet. Die Besiedlungsgeschichte des Berges mit einem nachhaltigen Fundniederschlag und der Errichtung von Befestigungen beginnt spätestens in der jüngeren Frühbronzezeit. In der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur wurde das Gipfelplateau verändert und stark befestigt. Der Ausbau der Befestigungen reicht bis in die frühlatènezeitliche Stufe Lt A. In der älteren Eisenzeit zählt der Ipf mit seinem Umfeld mit zahlreichen mediterranen Importfunden zum Kreis der frühkeltischen Fürstensitze in Mitteleuropa. Da das kleine Gipfelplateau verkarstet ist und keine Befunde zur Wasserspeicherung (Zisterne) aufweist, stellt sich die Frage nach der Wasserversorgung der Bevölkerung. Die an der Nordflanke des Berges gelegenen drei großen Trichtergruben waren daher schon lange in der archäologischen Literatur im Zusammenhang mit der Wasserversorgung der Bevölkerung auf dem Ipf gesehen worden. Im Fokus des einjährigen Forschungsprojektes stand daher die Frage nach der Geschichte dieser Trichtergruben und ihren Nutzungsphasen im Kontext der prähistorischen Besiedlung. Dazu wurden sedimentologisch-pedologische und palynologische Untersuchungen in den Trichtergruben selber und an ihren Wällen durchgeführt. Die noch sehr gut erhaltenen Wälle mit scharfen Konturen bestehen aus sehr heterogenem Aushubmaterial, das teilweise durch Sekundärkarbonate zementiert wurde und bis heute zu einer Stabilisierung der Wälle führt. Die Grubenfüllungen sind jeweils ein- bis mehrphasig und enthalten Mischsedimente, teilweise mit Holzfragmenten, Holzkohlen sowie Nachweise für mögliche Holzeinbauten, die in die ältere Eisenzeit datieren. Weitere Verfüllungen stammen aus dem Jungneolithikum (Grube A), der Merowinger- (Gruben B und C) und der Karolingerzeit (Grube B). In den pollenanalytisch untersuchten Sedimenten der Verfüllungen konnten anhand der Pflanzengesellschaften sowohl verschiedene Nutzungsformen und -intensitäten in der Geschichte der Trichtergruben aufgezeigt als auch Hinweise auf die Nutzung im Umfeld gefunden werden. Sie verweisen darauf, dass die Gruben zu Zeiten der ältereisenzeitlichen Befestigungen der Trinkwassergewinnung dienten. Für die Merowingerzeit konnten dagegen starke Verunreinigung des unmittelbaren Umfeldes nachgewiesen werden (Stickstoffzeiger, koprophile Pilzsporen etc.) und die Wasserstelle dürfte nun nur noch als Viehtränke genutzt worden sein. In der Karolingerzeit wurde das weitere Umfeld intensiv genutzt, Hinweise auf nitrophile Fluren sind dagegen verschwunden. Ungeachtet der mehrheitlich aus der Bronze- und Eisenzeit stammenden archäologischen Befunde zeigt sich somit, dass es bemerkenswerterweise bereits im Jungneolithikum und auch noch im Frühmittelalter immer wieder zu umfassenden Maßnahmen zur Wasserbevorratung kam, so dass von einer komplexen Nutzungsgeschichte der drei Trichtergruben ausgegangen werden muss. Damit ist ein wichtiger weiterer Schritt zur Fortschreibung der Geschichte des Ipf nicht nur in prähistorischer Zeit, sondern nun auch für das Frühmittelalter gelungen. Durch die neuen Ergebnisse konnte eine neue Betrachtungsebene erschlossen werden die zeigt, dass die Wassergruben auch in der Frühgeschichte genutzt wurden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Das Rätsel der Trichtergruben – multidisziplinäre Untersuchungen am Ipf (Baden-Württemberg). – In: Haas, J-N (Ed.): 30. Jahrestreffen des Arbeitskreises Vegetationsgeschichte der Reinhold Tüxen Gesellschaft, Innsbruck, 28. – 30.09. 2023, Programm & Abstracts. Palyno-Bulletin, Vol. 4 (Special Issue), Department of Botany, University of Innsbruck, ISSN 1816-4374, 14-15.
    Gumnior M. & Stobbe A.
 
 

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