Märkte in Ghana und Infektionsschutz-Maßnahmen nach Covid-19. Konfligierende Gesundheits-Strategien und die Perspektive relationaler städtischer Gesundheit
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Forschungsprojekt hat drei große, teils offene Marktplätze in zwei Städten in Ghana als besonders brisante Orte für Infektionsschutzmaßnahmen im Zuge der COVID-19 Pandemie herangezogen. Die vielfältigen, nicht allein ökonomischen, Funktionen der Märkte für das Alltagsleben und Überleben einer Vielzahl von Menschen einerseits, und die physische Enge und Dichte der Interaktion auf diesen Märkten andererseits, machen Infektionsschutz hier zu einer besonderen Herausforderung. In der besonderen Situation einer globalen Pandemie mussten Maßnahmen zudem rasch entschieden werden und wurden häufig top-down implementiert. Das Forschungsprojekt hat eine Evaluation solcher in Ghana in 2020 und 2021 unternommenen Infektionsschutz-Politiken vorgenommen. Im Fokus standen insbesondere die Erfahrungen der unterschiedlichen Nutzer:innen auf den Märkten selbst ( Träger:innen, informelle Verkäufer:innen, Besitzer:innen von Marktständen und Läden, Marktleitungen). Die Ergebnisse bieten eine Entscheidungshilfe für zukünftige gesundheitspolitische Interventionen. So wurde u.a. deutlich, inwiefern die Übertragung von "social distancing" in den speziellen Kontext mit hohen Kosten und wenig Effekt erfolgt ist. Weitaus effizienter erscheint demgegenüber die Gewährleistung von Hygiene-Infrastruktur. Zudem konnten Blindstellen der die Maßnahmen begleitenden finanziellen Hilfsprogramme deutlich gemacht werden als Hinweis für zukünftig inklusiver konzipierte Programme. In zugänglichen "Policy-Brief" Dokumenten wurden die Ergebnisse für politische Akteure auf den Märkten und in den lokalen Regierungen aufbereitet. Ein konzeptioneller Ausgangspunkt für das Projekt war ein relationales Verständnis von Gesundheit und damit der Versuch, relevante Einflüsse jenseits der biomedizinischen Merkmale individueller Körper einzubeziehen. Aus den Gesprächen wurde hier vor allem die Bedeutung von Vertrauensbeziehungen zwischen den unterschiedlichen Akteuren als eine zentrale Ressource von Gesundheit und Resilienz auf den Märkten deutlich. Dieser Befund war trotz der breiten sozialepidemiologischen Perspektive überraschend, und sollte in zukünftiger Forschung zu upstream Public Health Politiken berücksichtigt werden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Pandemic Resilience in Marketplaces (GA Translation). Policy Brief. Berlin; Kumasi: Humboldt Universität zu Berlin; Kumasi Technical University
Asante, Lewis Abedi, Naa Adjeley Ashiboe-Mensah Doamekpor, Joseph Kidido, Paapa Yaw Asante, Jannat Abbas, Ronja Senkpiel, Michael Osei Yeboah und Henning Füller
