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Elektrische Stimulation des Salienznetzwerkes mittels olfaktorischer Nervenbahnen
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Ilona Croy; Professor Dr. Thomas Hummel
Fachliche Zuordnung
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Phoniatrie und Audiologie
Biologische Psychiatrie
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Biologische Psychiatrie
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 468395727
Depressionen sind eine schwere psychische Erkrankung, von der in Deutschland etwa 7 Millionen Menschen betroffen sind. Da Depressionen zu erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität führen und mit hoher Suizidprävalenz verbunden sind, ist eine wirksame antidepressive Behandlung erforderlich. Bei sehr schweren oder medikamentenresistenten Fällen ist die Elektrokrampftherapie (ECT) die Therapie der Wahl. Diese führt zu zentralen Veränderungen im Bereich der Amygdala, des Hippocampus, des anterioren cingulären Kortex (ACC) und des temporalen Kortex. Diese Behandlung hat jedoch Nebenwirkungen, weshalb ergänzende und zusätzliche Therapieverfahren benötigt werden. Da Depressionen eine spezifisch verminderte Verarbeitung im Salienznetzwerk aufweisen, kann ein fokussierter Ansatz auf relevante Hirnregionen wie den ACC, die anteriore Insel und die Amygdala ausgerichtet sein. Wir sind zuversichtlich, dass die Stimulation über den Riechnerv ein vielversprechender Weg ist. Die Depression ist eng mit Riechstörungen verbunden - die Anfälligkeit für Depressionen wird bei Patienten mit Riechstörungen deutlich erhöht und Depression geht oft mit einer reduzierten Geruchsfunktion einher. Diese Beziehung geht auf die enge Verbindung zwischen zentralen Geruchsstrukturen und Strukturen des Salienznetzwerkes zurück und basiert auf einer Koevolution von Funktionen. Die Chemosensation ist die älteste Form der Kommunikation zwischen Individuen und zentrale Strukturen, welche ursprünglich der Geruchsverarbeitung gewidmet waren, sind heute für die Emotionsverarbeitung entscheidend. Unsere bisherigen und vorbereitenden Arbeiten deuten darauf hin, dass die Stimulation des Geruchstraktes die Reaktionsfähigkeit von zentralen Salienzstrukturen auf emotionale Reize verändern kann. Eine kürzlich veröffentlichte Publikation aus Israel zeigt, dass die Konnektivität zentraler Riechstrukturen durch elektrische Stimulation des olfaktorischen Epithels verändert werden kann. Ob die elektrische Stimulation des Riechnervs die neuronale Konnektivität oder Aktivierung von Salienzstrukturen wie der Amygdala, der anterioren Insel und dem ACC beeinflusst, ist noch nicht untersucht worden. Wir wollen diese Möglichkeit bei gesunden Teilnehmern erforschen, indem wir untersuchen, wie die intranasale elektrische Stimulation Emotion und neuronale Aktivität und Konnektivität im Salienznetzwerk verändert. Unsere Forschungsgruppe verfügt sowohl über das Wissen, als auch über das Equipment für eine erfolgreiche Stimulation des olfaktorischen Epithels, für die Hirnnetzwerkanalyse und für die Untersuchung des Emotionsverhaltens. Die Interdisziplinarität unseres Teams ermöglicht es uns zudem, kontinuierlich eine klinische Perspektive in diese grundlagenwissenschaftliche Studie einzubinden. Das Projekt hat unserer Meinung nach das Potenzial, den Weg für eine gezielte und nur leicht invasive Stimulation des Salienznetzwerkes bei Patienten mit schwerer Depression zu ebnen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Israel
Kooperationspartner
Professor Dr. Noam Sobel