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EKG des Innenohres: Etablierung der Kurzpuls-DPOAE für die Erfassung von Ototoxizität
Antragstellerin
Dr. Katharina Bader
Fachliche Zuordnung
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Phoniatrie und Audiologie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 469837692
Bisher gibt es keinen internationalen Konsens darüber, wie Ototoxizität standardisiert zu erfassen ist. Die American Academy of Audiology bewertete 2009 die Bestimmung der Reintonaudiometrie (RTA) vor allem im hochfrequenten Bereich (HFA) sowie die Messung der DPOAE als die zuverlässigsten Methoden. Im Jahr 2019 erfolgte durch die „International Late Effects of Childhood Cancer Guideline Harmonization Group“ in Zusammenarbeit mit dem europäischen „PanCare Consortium“ eine Empfehlung, die Anamnese, RTA (1 – 8 kHz), DPOAE und Tympanometrie für die Evaluation der Ototoxizität bei Kindern und Jugendlichen beinhaltet. Idealerweise sollte das Monitoring mithilfe verschiedener Methoden durchgeführt werden, da Einzelne nicht hinreichend aufschlussreich sind. Studien mittlerer Evidenz zufolge detektieren DPOAE und HFA Veränderungen des Hörvermögens früher und sensitiver als RTA. In konventionellen, gegenwärtig in der Klinik eingesetzten DPOAE-Stimulations- und Analyseverfahren werden kontinuierliche Primärtöne verwendet, mit denen nicht zwischen den beiden DPOAE-Komponenten unterschieden werden kann. Dies führt dazu, dass eine DPOAE-basierte Diagnose durch Interferenz beider Komponenten fehlerhaft beeinflusst werden kann. In der HNO-Klinik Tübingen wurde die Trennung der DPOAE-Komponenten durch die Analyse des DPOAE-Signals im Zeitbereich unter Verwendung gepulster Primärtöne etabliert. Sogenannte Kurzpuls-DPOAE erlauben mithilfe von semi-logarithmischen Wachstumsfunktionen zeiteffizient und damit klinisch anwendbar präzise Hörschwellenschätzungen (EDPTs). Die Verwendung von Kurzpuls-DPOAE und die Berücksichtigung individuell optimierter Anregungspegel der Primärtöne in DPOAE Pegelkarten zeigt in kürzlich durchgeführten Studien an normalhörenden Probanden nicht nur eine Verbesserung der Genauigkeit, sondern auch eine geringere Variabilität der EDPTs. Im Rahmen des vorgeschlagenen Projektes wollen wir DPOAE Pegelkarten als Analyseinstrument des cochleären Verstärkers weiterentwickeln und in Patienten, die eine Radiochemotherapie erhalten, untersuchen. Hierzu ist es wesentlich, EDPTs basierend auf DPOAE Pegelkarten in einem schwerhörigen Patientenkollektiv zu evaluieren und die Stimulationsprotokolle ggf. anzupassen bevor sie mit engen Zeitabständen in Patienten, die eine Radiochemotherapie erhalten, zur Anwendung gebracht werden. Das Ziel des vorgeschlagenen Projektes ist es, die Sensitivität der EDPTs im Vergleich zu RTA und konventionellen DPOAE zu erfassen, Unterschiede in Amplitude und Latenz der einzelnen DPOAE-Komponenten zu quantifizieren und longitudinale Veränderungen der DPOAE Pegelkarten und deren Parameter zu untersuchen. Darüber hinaus kann erwartet werden, dass die parallele Messung mit den genannten drei Verfahren Hinweise darauf gibt, welches Verfahren bzw. welche Kombination der Verfahren in Abhängigkeit von der Hörkonfiguration am effizientesten ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen