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Strukturelles Priming und Sprachwandel in Experimenten, historischen Korpora, und Übersetzungsprozessen: Ein psycholinguistisch informierter Ansatz für historische Korpusanalysen
Antragsteller
Dr. Gunnar Jacob
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 437487447
Ein offensichtliches Hindernis für eine psycholinguistische Herangehensweise an historischen Sprachwandel besteht darin, dass es unmöglich ist, psycholinguistische Experimente mit Sprechern aus früheren Jahrhunderten durchzuführen. Allgemeiner ausgedrückt unterscheidet sich die Art empirischer Daten, die typischerweise in der experimentellen Psycholinguistik und der historischen Linguistik verwendet werden, erheblich zwischen den beiden Disziplinen. Ziel des vorliegenden Projekts ist es, diese methodischen Unterschiede zu überwinden und eine Verbindung zwischen experimenteller Psycholinguistik und historischer Korpusanalyse herzustellen. Kern des Projekts ist die Entwicklung eines methodischen Toolsets, mit dem psycholinguistische Experimente in historischen Korpusanalysen simuliert werden können. Um dies zu erreichen konzentrieren wir uns auf bestimmte Phänomene, die in psycholinguistischen Experimenten genutzt werden, um Einblicke in Mechanismen der Sprachverarbeitung zu erhalten, die aber auch in Korpusdaten sichtbar gemacht werden können. Während wir keine psycholinguistischen Experimente mit Sprechern des Mittelenglischen durchführen können, erlaubt es diese Herangehensweise, solche Experimente in einer quantitativen historischen Korpusanalyse zu simulieren.Ein vielversprechendes Phänomen, das sowohl in psycholinguistischen Experimenten als auch in (historischen) Korpusanalysen untersucht werden kann, ist strukturelles Priming, d. h. die Tendenz von Sprechern, kurz zuvor aktivierte syntaktische Strukturen zu wiederholen. Sowohl strukturelles Priming innerhalb einer Sprache als auch sprachübergreifendes Priming wurden in psycholinguistischen Experimenten eingehend untersucht und lieferten wertvolle Einblicke in eine Vielzahl von Fragen der Sprachverarbeitung, -produktion und -entwicklung. Diese Studien führten zur Entwicklung detaillierter theoretischer Modelle (z. B. Hartsuiker et al., 2004; Jacob et al., 2016; van Gompel & Arai, 2017), die Verbindungen zwischen beobachtbaren Priming-Effekten, strukturellen Repräsentationen und Mechanismen der syntaktischen Verarbeitung herstellen. Das vorliegende Projekt die Rolle von strukturellem Priming in Bezug auf zwei Phänomene, die in der historischen Linguistik eingehend untersucht wurden: (a) relative Frequenzveränderungen bei den Varianten der Dativ-Alternation im Mittelenglischen und (b) Sprachwandel durch Sprachkontakt bei Übersetzungen aus dem Altfranzösischen ins Mittelenglische. Basierend auf Gries' (2005) Ansatz zur Untersuchung von strukturellen Priming-Effekten in quantitativen Korpusanalysen und Maier, Pickering und Hartsuikers (2017) Arbeit zur Rolle von strukturellem Priming bei Translationsprozessen werden wir in Korpusanalysen psycholinguistische Experimente simulieren, die Rückschlüsse über die an diesen Sprachwandelprozessen beteiligten psycholinguistischen Mechanismen erlauben.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen