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Mentalisierung unter Stress: Aufklärung der neurocomputationalen Mechanismen
Antragsteller
Dr. Stefan Schulreich
Fachliche Zuordnung
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 470022091
Menschen bilden in sozialen Interaktionen häufig detaillierte und komplexe Repräsentationen der mentalen Zustände anderer, etwa von deren Überzeugungen, Emotionen und Intentionen – eine Fähigkeit, die auch als Mentalisierung („mentalizing“) oder „Theory of Mind“ (ToM) bekannt ist und die oftmals sehr hochentwickelt sowie rekursiv ist. Viele soziale Interaktionen finden unter Stress statt und die bisherige Forschung deutet darauf hin, dass Stress die Mentalisierung negativ beeinflusst. Die neurocomputationalen Mechanismen, die stressinduzierte Verschlechterungen in der Mentalisierung vermitteln, sind jedoch gegenwärtig unbekannt. Basierend auf früheren Befunden zu stressinduzierten Wechseln von modellbasierter zu modellfreier Verhaltenskontrolle in anderen Domänen, vermuten wir, dass stressinduzierte Verschlechterungen in der Mentalisierung durch eine reduzierte rekursive Tiefe sowie erhöhte Unsicherheit in der (modellbasierten) Mentalisierung vermittelt werden – Prozesse, die laut bisheriger Forschung vom dorsolateralen bzw. rostromedialen Präfrontalkortex abhängig sein. könnten. Zur Testung dieser Hypothesen werden gesunde ProbandInnen entweder einer psychosozialen Stressmanipulation (Trier Sozialer Stress Test) oder eine Kontrollbedingung zufällig zugewiesen, bevor sie ein kompetitives, interaktives Spiel spielen, in dem sie die latenten mentalen Zustände von anderen Spielern lernen müssen um ihre Gewinne zu maximieren. Während die ProbandInnen diese Aufgabe machen werden wir ihre Hirnaktivität mittels funktioneller Magnetresonanztomographie mit 3 Tesla messen. In unseren Datenanalysen werden wir ein Bayes’sches Modell der dynamischen mentalen Inferenz auf die Verhaltensdaten anpassen, dessen Parameterschätzer wir in unsere univariaten und multivariaten Analysen der Bildgebungsdaten mit aufnehmen werden (modellbasierte fMRT-Analysen). Darüber hinaus werden wir untersuchen ob beobachtete Stresseffekte durch stressinduzierte Steigerungen in der Ausschüttung des Glucocorticoidhormons Cortisol vermittelt werden. Über die hohe Relevanz für das Verständnis der neurocomputationalen Mechanismen der Mentalisierung im Generellen und speziell der stressinduzierten Veränderungen in diesen Mechanismen hinaus, könnten die Befunde dieses Forschungsprojektes auch wesentliche Implikationen für die Behandlung psychischer Störungen haben, bei denen dysfunktionale Stressreaktivität und defizitäre soziale Kognition hervorstehende Merkmale sind.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich, USA
Mitverantwortlich
Professor Dr. Lars Schwabe
Kooperationspartner
Professor Dr. John P. O' Doherty