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Das Konzertleben in Wien 1780-1830. Aufführungen, Aufführungsräume und Repertoire.

Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Akustik
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 471268557
 
Das Wiener Konzertleben um 1800 erlebte eine der wichtigsten Epochen der Musikgeschichte; ein Großteil des heutigen Konzertrepertoires wurde dort in den Jahren 1780 bis 1830 erstmals aufgeführt. Dies steht im krassen Gegensatz zu unserem ziemlich unpräzisen Wissen über die musikalischen Aufführungen dieser Periode: Wir haben sehr wenig Informationen darüber, wer welches Repertoire an welchem Ort mit wie vielen Künstlern gespielt hat. Das vorgeschlagene Projekt wird diese Forschungslücke mit einer umfassenden Auswertung neuer Quellen schließen, die den eigentümlichen, häufig halb-öffentlichen Charakter musikalischer Darbietungen dieser Epoche berücksichtigt. Die Konzertorte, die den sozialen, akustischen und aufführungspraktischen Rahmen dieser Aufführungen bilden, sollen architektonisch und akustisch analysiert werden, und die Ergebnisse beider Analysen werden in eine Datenbank eingehen, die als zentrale Plattform der zukünftigen Forschung zum Konzertleben in Wien etabliert werden soll. Die Quellenstudien umfassen umfangreiche private Dokumente von zumeist Wiener Bürgern und Adeligen, die Familienarchive wichtiger Auftraggeber wie der Familien Deym und Schwarzenberg sowie bisher nicht gesichtete Verwaltungsakten. Das Material eröffnet vielfältige Möglichkeiten für eine Neubewertung alter Forschungsfragen, wie die Rolle der Aristokratie für Musikdarbietungen in Wien, die Programmgestaltung und die Rezeption bestimmter Repertoires. Ein besonderer Fokus liegt auf den geschätzten 50 Veranstaltungsorten dieser Zeit, die im Hinblick auf ihre Architektur, die räumliche Anordnung von Musikern und Publikum sowie ihre raumakustischen Bedingungen analysiert werden. Die historischen Bedingungen für jeden dieser Räume werden anhand von 3D-Modellen rekonstruiert, unter Verwendung eines Konzepts zur Schätzung der Unsicherheit, die einen quellenkritischen Einsatz numerischer Simulationen für die historische Forschung erlaubt. Der in neueren Arbeiten der Antragsteller skizzierte theoretische Rahmen, der einen grundlegenden Wandel im Verhältnis von Musik und Akustik an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert beschreibt, wird durch die Analyse aller Äußerungen über Charakter und Eignung von Räumen für Musik in den ausgewerteten Quellen ausgearbeitet. Die in Zusammenarbeit mit der SLUB Dresden entwickelte und gehostete Datenbank wird eine zentrale Plattform für verschiedene Interessensbereiche wie biographische Forschung, die historische Musiksoziologie sowie für Rezeptionsstudien zu Komponisten, Interpreten und musikalischen Werken bilden. Durch die Kombination historischer, architektonischer und akustischer Dimensionen wird das Projekt den Weg für eine neue Herangehensweise an die Erforschung und Dokumentation der Konzertgeschichte ebnen. Zwei Teams in Wien und Berlin mit umfangreichen Vorarbeiten in den historischen und systematischen Aspekten des Projekts werden das Verständnis dieser wichtigen musikalischen Epoche durch sich ergänzende Zugänge vertiefen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich
Kooperationspartner Dr. John Wilson
 
 

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