Die Entwicklung der modernen traditionellen Keramik in Japan - Individualität und Tradition als Herausforderung für die japanischen Keramiker in der Taishô-Zeit (1912-1926) und frühen Shôwa-Zeit (1926-1989)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Aus den Forschungen hat sich, wie beabsichtigt, das Material zu einer umfangreichen Publikation ergeben. Die anfänglichen Themenbereiche wurden in eine Gliederung gefasst. Bei den Gesprächspartnern in Japan fand sie allgemein große Zustimmung. Die Sicht von außen auf die Probleme des Nationalismus und kriegsbedingten Produktionen wurde als neuer Beitrag begrüßt. Im Gegensatz zu der von Kaneko Kenji bevorzugten Unterscheidung der Kategorien Keramik-Industrie/Handwerk und Kunsthandwerk mit ihren spezifischen Entwicklungen gehen wir von der These aus, dass die gesamte Keramikszene durch die kulturellen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Veränderungen, die Suche nach nationaler Identität und den wachsenden Nationalismus bestimmt wurden. Die Neue Sicht auf die koreanische und chinesische Keramik, die Wiederentdeckungen der alten japanischen Stilarten sowie Mingei konnten nur auf diesem Boden gedeihen. Das Streben nach Modernität und Individualität ist als Parallelentwicklung aus westlichen wie japanischen Bedingungen entstanden. Aus ihnen entwächst der Einfluss der Designer auf die Keramiker, und die Diskussionen um den Auftrag und das Wesen des Kunsthandwerks. In den späten 1930er Jahren greift die Kriegssituation tief in die Keramikszene ein. Kriegsbedingte Restriktionen werden unter propagandistischen Parolen verkauft und der Industrie und dem Handwerk neue Produktionen abgenötigt. Gleichzeitig konstruieren die verantwortlichen Behörden ein System der Kategorien Marugi und Marugei (Handwerk und Kunst), um die Handwerksbetriebe in die notwendigen Kriegsproduktionen einzubinden und gleichzeitig die für den Nationalismus so wichtige japanische Kultur zu erhalten Marugei). Aus Marugei entsteht das System des Ningen Kokuhô in der Nachkriegszeit. Zudem machen wirtschaftliche und kulturpolitische Gründe eine Neustrukturierung der Keramikszene notwendig, wie sich am Beispiel der staatlichen und präfekturalen Fördermaßnahmen für Fachschulen und dem Kyôtoshi Tôjiki Shikenjo ablesen lässt. Die Ausbildung an Schulen/Akademien befördert auch den frei arbeitenden Keramiker. Selbstbewusst fordern die Kunsthandwerker die Gleichstellung mit Malern und Bildhauern, d.h. die Beteiligung und Neustrukturierung des staatlich geförderten Kunstausstellungssystems. Ebenso müssen sie sich ein funktionierendes System von Ausstellungen in Galerien und Kaufhäusern aufbauen. Gleich ob Keramikindustrie oder Einzelkeramiker beeinflussen diese Entwicklungen die Stilbildungen, wie an den Beispielen von Seto, Kyoto und Tokyo und in den Künstlerportraits aufgezeigt wird. In den Künstlerportraits werden die theoretisch abgehandelten Entwicklungen lebendig. Die Unterschiedlichkeit ihrer Herkunft, Ausbildung und Zielsetzung zeigen wie stark die Künstler Kinder der Zeit sind, und gleichzeitig die Zeit mit gestaltet haben. Diese reichhaltig bebilderten Portraits zusammen mit den dargestellten Keramikergruppierungen zeichnen ein Gesamtbild der Zeit. Dabei wird auch klar, wie sich Industrieproduktion und künstlerische Einzelproduktion gegeneinander abgrenzen, sich befördern aber auch aneinander vorbeigehen. Der Begriff "Studio-Keramiker" wird vermieden, da diese Bezeichnung erst auf die Keramiker der Nachkriegszeit angewendet werden kann.