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'Äh....also, ja, heute lernen wir...ähm...etwas über": Kortikale Verfolgung von Alltagssprache

Antragsteller Dr. Martin Bleichner
Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 490839860
 
Ob in der Schule, Universität oder im Beruf, tagtäglich hören wir Vorträge von anderen Menschen. Pandemiebedingt wurde zum Beispiel in Schulen in den letzten Wochen und Monaten wieder mehr auf Frontalunterricht gesetzt. Aufgrund der geltenden Hygienebestimmungen lassen sich Gruppenarbeit und andere alternative Lehrformate oft nicht mehr umsetzen. Damit Kinder und auch Erwachsene von dieser Form der Wissensvermittlung profitieren, müssen sie ihre Aufmerksamkeit über eine längere Zeit auf einzelne Sprecherinnen oder Sprecher richten. Wie gut dies gelingt hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bei einem interessanten Thema können wir selbst einem monotonen Vortrag noch zuhören. Häufige Unterbrechungen des Redeflusses durch ‚ähms‘ erschweren es uns hingegen einem Vortrag zu folgen. Wenn wir die Rednerin aufgrund von vielen Nebengeräuschen nur schlecht verstehen, verlieren wir selbst an unserem Lieblingsthema das Interesse. Der Umgang mit diesen verschiedenen Störungen, ist von Person zu Person unterschiedlich. In diesem Deutsch-Israelischen Kooperationsprojekt untersuchen wir die Aufmerksamkeit der Zuhörer in realistischen Vortragssituationen. Methodische und technische Entwicklungen der letzten Jahre erlauben es die Hirnaktivität direkt mit natürlicher Sprache in Beziehung zu setzen. Damit lässt sich zum Beispiel untersuchen wie wir natürliche Sprache verarbeiten, oder ob wir einem Sprecher zuhören. Mit den fortschreitenden Entwicklungen von mobiler Elektroenzephalographie (EEG) rückt das Ziel neurophysiologische Prozesse auch im Alltag zu untersuchen in greifbare Nähe. Wir möchten diese Verfahren dahingehend weiterentwickeln, dass wir die vielen Faktoren die sich zwischen Labor und Klassenraum unterscheiden besser verstehen. Wir möchten wissen, wie sich die Eigenheiten einer Sprecherin oder eines Sprechers, sowie die jeweilige Geräuschkulisse auf die Zuhörer auswirkt. Um diese Fragen zu beantworten messen wir die Hirnaktivität mittels EEG während sich Probanden Vorträge anhören. In der ersten Projektphase charakterisieren wir Videoaufnahmen von Vorträgen in hebräischer und deutscher Sprache und erstellen eine detaillierte Beschreibung des Sprachmaterials. Anders als bei Sprache, die wir aus Fernseh- oder Radiobeiträgen kennen, ist Sprache in Alltagssituationen deutlich ungeschliffener. Eine Vortragende zögert zum Beispiel, wiederholt Satzteile, spricht einen Satz nicht zu Ende oder verwendet Füllworte wie ‚ähm‘. In der zweiten Projektphase untersuchen wir mittels EEG wie sich die in Phase 1 identifizierten sprecherspezifischen Faktoren auf die Zuhörer auswirken und wie sie die Aufmerksamkeit beeinflussen. In der dritten Projektphase beschäftigen wir uns dann mit dem Einfluss von zusätzlichen externen Störgeräuschen auf die Zuhörer, wie zum Beispiel das Summen der Klimaanlage oder die Geräusche von anderen Kindern. Wir schaffen damit die notwendigen methodischen Grundlagen, um Aufmerksamkeit direkt im Klassenraum oder Hörsaal zu untersuchen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel
ausländ. Mitantragstellerin Dr. Elana Zion Golumbic
 
 

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