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Atheismus in Südostasien: Ways of life nichtgläubiger Menschen in religiös geprägten pluralen Gesellschaften

Antragsteller Dr. Timo Duile
Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 491339839
 
Regionalwissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Arbeiten zu Südostasien befassen sich oft mit religiösen Phänomenen, so dass dieser Raum, vor allem im insularen Südostasien, in der wissenschaftlichen Repräsentation fast durchweg als religiöser Raum erscheint. Die bedeutende Stellung von Religion innerhalb dieser Gesellschaften ist zweifelsohne wichtig, jedoch gerät dadurch oft aus dem Blick, dass sich in diesen Gesellschaften zunehmend Menschen als nicht-religiös und mitunter sogar als atheistisch verstehen. Besonders in den letzten Jahren haben sich atheistische Gruppen in sozialen Medien organsiert. Zunehmender Religiosität steht auch eine wachsende Anzahl von Atheist*innen gegenüber, die bisher jedoch in der Forschung wenig Beachtung fanden.Im Forschungsprojekt soll es darum gehen, atheistische ways of life in den pluralen, religiös geprägten Gesellschaften Südostasiens zu beschreiben und in einer regionalwissenschaftlichen, vergleichenden Perspektive zu analysieren. Indonesien, Malaysia und die Philippinen sind allesamt Beispiele für plurale Gesellschaften, in denen verschiedenen Religionen unter einer politischen Einheit leben, auch wenn die konkreten religionshistorischen Kontexte verschiedene sind. Alle diese Staaten und Gesellschaften sind jedoch religiös geprägt. Während auf den Philippinen eine formale Trennung zwischen Religion und Staat besteht und Einflussnahme vornehmlich über Lobbygruppen und Politiker geschieht, sind in Malaysia und Indonesien Politik und Religion stärker institutionell verflochten. Alle drei Gesellschaften können als überaus religiös gelten und stehen Atheismus oft feindselig gegenüber. Das Forschungsprojekt untersucht, wie Atheist*innen in diesen Gesellschaften mit sozialen und politischen Druck umgehen, Bewältigungsstrategien entwerfen und nicht-religiöse soziale Räume konstituieren. Es soll herausgearbeitet werden, wie Atheismus als Lebensform, als grundlegendes Gefühl des in-der-Welt-Seins, sich in verschiedenen atheistischen ways of life ausprägt. Atheismus vermittelt zwar ein grundlegendes Weltverhältnis, dieses kann aber auf mannigfaltige Weise sozial realisiert werden, abhängig von konkreten lebensweltlichen Erfahrungen aufgrund sozialer Klasse, Habitus, Bildungshintergrund, ethischen oder politischen Überzeugungen, usw. Im Projekt werden zunächst Diskurse zu Atheismus und staatlicher Umgang mit dem Nichtreligiösen, z.B. in Gesetzen, analysiert und verglichen, wobei ein Augenmerk auf den religionshistorischen Kontexten und den Positionen der jeweiligen Mehrheitsreligionen liegt. Sodann werden mit ethnographischen Methoden verschiedene atheistische ways of life herausgearbeitet. Auch diese ways of life werden länderübergreifend verglichen. Es soll abschließend der Frage nachgegangen werden, ob sich in den pluralen, religiös geprägten Gesellschaften in Südostasien spezifische Muster atheistischen Lebens und spezifische lokale/regionale Konzepte von Atheismus finden lassen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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