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Archäologische, geoarchäologische und geophysikalische Untersuchungen zu Eingriffen der Römer ins Fließgewässernetz zwischen Odenwald und Rhein im Bereich des heutigen Landgrabens (Hessisches Ried) - LANDGRABEN -

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 491982391
 
Wasserstraßen spielen in den römischen Provinzen eine zentrale Rolle. Neben den großen Flüssen sind gerade kleinere schiffbare Wasserwege von existentieller Bedeutung bei der Erschließung neuer Gebiete ohne bestehende Infrastruktur. Im Rahmen des LANDGRABEN-Projekts sollen die Eingriffe der Römer in die Fließgewässerstruktur entlang des Landgrabens im Hessischen Ried, einer Grenzregion des Römischen Reichs, für die Zeit zwischen Christi Geburt und dem 5. Jh. n. Chr. rekonstruiert werden. Hierzu gehören die Erfassung von Gewässerumlenkungen, der Reaktivierung verlandeter Flussniederungen sowie des Baus kilometerlanger Kanäle und von Schiffsländen. Der Landgraben stellt das bedeutendste Fließgewässer des nördlichen Rieds dar. Er bietet optimale Bedingungen, die wirtschaftlichen Nutzungsansprüche und militärstrategischen Planungen der Römer anhand ihrer Eingriffe in das Gewässernetz zu rekonstruieren und ihre Auswirkungen bis ins Mittelalter und die heutige Zeit zu erfassen. Am Beispiel römischer Siedlungen und Militärlager sollen in neun Schwerpunktgebieten von der Einmündung des Landgrabens in die Altneckar-Niederung bis nahe seiner Mündung in den Rhein konkrete archäologische und geoarchäologische Hypothesen empirisch überprüft werden. Der Fokus liegt dabei auf der Rekonstruktion des Verlaufs und der Funktion des römerzeitlichen Landgrabens und seiner Bedeutung als direkter Verbindungsweg zwischen Odenwald und Rhein. Im Einzelnen gilt es zu überprüfen, inwiefern (i) die Römer durch die Reaktivierung verlandeter Flussläufe und den Bau von Kanälen gezielt in das Flusssystem eingegriffen haben, (ii) diese Maßnahmen Teile einer geplanten verkehrsgeographischen Strukturierung des regionalen Gewässernetzes waren und (iii) die Standortwahl römischer Siedlungen beeinflussten, (iv) die strategische Positionierung von Militäreinrichtungen begünstigten und schließlich (v) die heutige Fließgewässerlandschaft im Ried das kulturelle Erbe römischer Verkehrs- und Militärplanung darstellt. Der Antrag basiert auf umfassenden archäologischen, geophysikalischen und geoarchäologischen Vorarbeiten, die moderne, innovative Methoden umfassen und vielversprechende Befunde erbracht haben. Im Rahmen des Projekts sind – systematisch abgestimmt und interdisziplinär vernetzt – geophysikalische Untersuchungen mit multi-sensorischem Ansatz (EMI/MG, ERT, GPR, Seismik), geoarchäologische Untersuchungen mittels Direct Push-Sondierungen, Bohrungen und Sedimentkernanalysen zur Paläoumweltrekonstruktion, archäologische Untersuchungen mittels Survey, Sondagen, Aufarbeitung von Fundmaterial und archäobotanischen Untersuchungen sowie Keramikanalysen vorgesehen.Landschaftsmanipulative Maßnahmen haben bisher in der Provinzialrömischen Archäologie wenig Beachtung gefunden. Das LANDGRABEN-Projekt besitzt daher eine hohe Relevanz für die zukünftige Forschung und für ein besseres, holistische Verständnis von der Nutzung der Naturraumpotenziale in den Nordwestprovinzen des Römischen Reichs.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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