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Erwerbsangebot von Haushalten und Armut von Erwerbstätigen: zeitliche Dynamiken im Ländervergleich

Antragstellerin Professorin Anette Eva Fasang, Ph.D., seit 4/2022
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 492434941
 
Armut von Erwerbstätigen ist weit verbreitet. Etwa 10% der erwerbstätigen Bevölkerung in den EU-27 Ländern lebt unterhalb der Armutsgrenze. Anhaltend hohe Armutsquoten unter Erwerbstätigen stellen für traditionelle arbeitsbezogene Strategien zur Armutsbekämpfung eine Herausforderung dar. Armut von Erwerbstätigen verändert sich dynamisch über historische Zeit und über individuelle Lebensverläufe, wenn sich sozialpolitische Rahmenbedingungen oder die Zusammensetzung von Haushalten ändern. Dieses Projekt adressiert zwei offene Themen: 1) wie Entscheidungsprozesse über das Erwerbsangebot aller Haushaltsmitglieder mit dem Armutsrisiko Erwerbstätiger zusammenhängen und 2) wie das Erwerbsangebot von Haushalten Armutsrisiken Erwerbstätiger über den Lebensverlauf in verschiedenen Wohlfahrtsstaaten beeinflusst. Wir stellen folgende forschungsleitende Frage: Wie beeinflussen Anpassungsstrategien im Erwerbsangebot aller Haushaltsmitglieder das Armutsrisiko Erwerbstätiger über den Lebensverlauf?Das Erwerbsangebot von Haushalten wird besonders dann ausschlaggebend für das Armutsrisiko von Erwerbstätigen sein, wenn Dekommodifizierung rückläufig und Defamilisierung unterentwickelt ist. Wir vergleichen Italien und Israel, mit stark rückläufiger Dekommodifizierung und schwacher Defamilisierung in den 1990er und 2000er Jahren, mit Deutschland, wo der Rückgang der Dekommodifizierung deutlich schwächer war und mit einer zunehmenden Defamilisierung einherging.Empirisch führen wir zunächst ein Survey Experiment durch, um Arbeits- und Arbeitszeitpräferenzen von Haushaltsmitgliedern in verschiedenen Haushaltstypen unter unterschiedlichen sozialpolitischen Bedingungen zu ermitteln. Es wird untersucht, ob angesichts der Erwerbsangebotspräferenzen von Haushalten aktivierende oder kompensatorische sozialpolitische Maßnahmen wirksamer darin sind, das Armutsrisiko von Erwerbstätigen zu verringern. Zweitens zeichnen wir längerfristige Wege von Erwerbstätigen in die und aus der Armut auf, die sich aus Anpassungsstrategien im Erwerbsangebot von Haushalten ergeben. Mithilfe von repräsentativen Umfragedaten und neuen Methoden, die Sequenz- und Ereignisdatenanalyse kombinieren, werden längsschnittliche Dynamiken des Armutsrisikos Erwerbstätiger in verschiedenen sozialpolitischen Kontexten aufgezeigt. Dieser analytische Ansatz ermöglicht eine Annäherung an kausale Prozesse, die zu Armut von Erwerbstätigen führen.Das Projekt liefert empirische Evidenz für die Theorieentwicklung zu Dynamiken sozialer Ungleichheit über den Lebensverlauf und für die Formulierung sozialpolitischer Handlungsempfehlungen. Vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie ist anzunehmen, dass sowohl die Armutsquote als auch die Armutsquote von Erwerbstätigen infolge steigender Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und geringfügiger Beschäftigung, zunehmen. Die Ergebnisse des Projektes sind in Post-COVID-19 Arbeitsmärkten von besonderer Relevanz, um gefährdete Haushalte vor langfristiger und extremer Armut zu schützen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel
ausländischer Mitantragsteller Professor Asaf Levanon, Ph.D.
Ehemalige Antragstellerin Dr. Emanuela Struffolino, bis 4/2022
 
 

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