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Die Bedeutung fluvialer Archive für die Rekonstruktion spätpleistozäner und holozäner Umweltbedingungen in Spanien

Subject Area Physical Geography
Term from 2008 to 2013
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 49353355
 
Final Report Year 2013

Final Report Abstract

Forschungen zum Landschaftswandel nehmen vor allem vor dem Hintergrund des derzeitigen Klimawandels einen hohen Stellenwert in den Geowissenschaften ein. Ein wichtiges Anliegen ist dabei, in früheren Landschaftswandeln Muster zu entdecken, welche als Grundlage für Bewertungen zukünftiger Veränderungen dienen können. Für die Rekonstruktion spätquartärer Umweltbedingungen kommt fluvialen Sedimenten eine besondere Rolle zu. Wie kein anderes Archiv spiegeln fluviale Sedimentabfolgen Landschaftszustände und -entwicklung auf regionaler Ebene wieder. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass fluviale Dynamik mit allen inbegriffenen Prozessen auf polykausalen Zusammenhängen beruht und somit eine Vielzahl an Faktoren, wie klimatische Verhältnisse und Vegetationsentwicklung, menschliche Einflussnahme oder Tektonik Ausdruck in fluvialer Dynamik finden. Im Rahmen des Projektes konnten in zwei verschiedenen Flusseinzugsgebieten Spaniens fluviale Sedimentabfolgen untersucht werden, um zunächst eine belastbare Standartstratigraphie für jedes Gebiet zu erarbeiten und diese im Anschluss auf ihre Aussagekraft hinsichtlich Paläoumweltbedingungen und vor allem –wandel in diesen Gebieten zu prüfen. Dank der zunächst nicht absehbaren hohen Dichte an z.T. neu eingerichteten Kiesgruben konnten im Einzugsgebiet des Rio Jarama in Zentralspanien 15 Aufschlüsse und im Einzugsgebiet des Rio Guadalete in SW-Spanien 15 Aufschlüsse sowie 3 Bohrquerschnitte für diese Studie bearbeitet, d.h. in verschiedene, z.T. durch Bodenbild-ungen abgegrenzte Sedimenteinheiten untergliedert werden. Mit Hilfe 66 in Auftrag gegebener Radiokohlenstoffdatierungen war es möglich, die stratigraphischen Abfolgen mit einer zeitlichen Auflösung zu versehen und so die fluviale Geschichte der letzten 15 ka für das Guadalete-Einzugsgebiet nachzuvollziehen. Für das Jarama-Einzugsgebiet konnte die bereits bestehende Stratigraphie für die letzten 3 ka grundlegend überarbeitet und auf einen Zeitraum von 43 ka ausgeweitet werden. Einer Fülle an verfügbaren Studien zu terrestrischen Vergleichsarchiven mit klima-/umweltrelevantem Bezug ist es zu verdanken, dass die fluviale Geschichte in Form eines Archivvergleiches auf den Einfluss der unterschiedlichen Parameter Klima, Vegetation, Mensch und Tektonik, bzw. Erosionsbasis hin geprüft werden konnte. So zeigte sich, dass vor allem rasche Klimaänderungen in der Lage waren die Mobilisierung von Sedimenten im Einzugsgebiet und deren Ablagerung in den Flussauen zu bewirken, wobei anhaltende klimatische Gunstphasen eine Stabilisierung mit einhergehender Bodenbildung in den Flussauen bewirkte. Perioden verstärkter Sedimentation folgten idR. Phasen klimatischer Aridifizierung, welche über eine Schwächung der Vegetationsbedeckung und Akzentuierung des hydrologischen Abflussregimes in der Lage waren auf das fluviale System Einfluss zu nehmen. Das intensivierte Wirken des Menschen ab etwa 2 ka führte zu einer Verstärkung der Wirkung klimatischer Impulse, wobei der Einfluss des Menschen i.d.R. nicht klar von dem des Klimas zu trennen ist. Über einen Vergleich der Einzugsgebiete konnten überregional wirksame Faktorenkonstellationen, vor allem klimatischer Natur, identifiziert werden, denen jedoch eine starke landschaftsgeschichtliche Individualität der verschiedenen Regionen gegenübersteht. Als ein hervorzuhebender Befund war es zudem in Zentralspanien möglich, den Einfluss tektonischer Verstellungen auf mittel- bis spätholozäne fluviale Dynamik zu studieren. Zusammenfassend soll betont werden, dass dieses Projekt wichtige Beiträge auf den Gebieten der Paläoumweltforschung und der Kopplung geomorphologischer Systeme an diverse externe Steuerfaktoren in einem höchst fragilen Landschaftsraum dieser Erde erbracht hat.

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