Detailseite
Projekt Druckansicht

Schmerzverarbeitung bei Morbus Parkinson: motivationale versus sensorische Komponenten

Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 493937157
 
30%-85% der Parkinson-Patienten berichten neben den motorischen Symptomen Schmerzen. Solche Schmerzen könnten ein frühes Symptom der Parkinson-Erkrankung sein. Dopaminerge Medikation zur Behandlung von Parkinson kann muskulo-skeletale Schmerzen, die durch Rigidität und Überbeweglichkeit entstehen, reduzieren. Allerdings berichtet nur etwa ein Drittel der Parkinson-Patienten eine Besserung ihrer Schmerzen durch dopaminerge Medikation. Übereinstimmend mit diesen Berichten scheint dopaminerge Medikation auch nicht die Schmerzschwelle der Patienten zu beeinflussen. Obwohl eine veränderte Schmerzwahrnehmung beschrieben wurde, sind die Mechanismen der Schmerzentstehung bei Parkinson bisher noch unklar. Unsere Hypothese ist, dass die Schmerzen der Parkinson-Patienten eine Folge von Veränderungen im sogenannten medialen Schmerzsystem sind - ein Resultat der bekannten neuroanatomischen Veränderungen, die bei diesen Patienten auftreten. Dieses würde bedeuten, dass hauptsächlich motivational-emotionale Komponenten der Schmerzverarbeitung verändert sind, im Gegensatz zu sensorisch-diskriminativen Komponenten.In bisherigen Studien lag der Fokus jedoch auf sensorisch-diskriminativen Schmerzkomponenten. Ein Grund hierfür liegt darin, dass es bisher keine geeigneten Standardparadigmen gab, die eine Untersuchung der emotionalen-motivationalen Schmerzkomponente erlaubt hätten. Frau Prof. Dr. Becker hat ein solches Paradigma entwickelt und an Gesunden validiert. Mithilfe dieses Paradigmas soll in diesem Projekt die Schmerzwahrnehmung von Parkinson-Patienten, einmal mit ihrer üblichen dopaminergen Medikation und einmal ohne, sowie gesunden Probanden untersucht werden. Ziel ist es, die unterschiedlichen Schmerzkomponenten zu separieren und ihre Veränderungen durch Parkinson als auch Dopamin zu untersuchen. Zusätzlich werden die Gehirnreaktionen während des Paradigmas mittels Magnetoenzephalographie (MEG) aufgezeichnet. Basierend auf vorherigen Studien sollten gamma-Oszillationen im medialen prä-frontalen Kortex die emotionale Verarbeitung von Schmerzen widerspiegeln, während alpha- und gamma-Oszillationen in sensomotorischen Arealen die Schmerzintensität widerspiegeln. Somit erhoffen wir uns ein besseres Verständnis der unterschiedlichen Mechanismen der Schmerzverarbeitung und der Veränderung der Schmerzwahrnehmung durch Parkinson und dopaminerge Medikation. Die erwarteten Ergebnisse dieses Projektes werden maßgeblich dazu beitragen, (1) die vorhandenen Inkonsistenzen früherer Ergebnisse zu Schmerz bei Parkinson zu klären und (2) die zugrundeliegenden Hirnmechanismen der verschiedenen Schmerzkomponenten bei Parkinson zu charakterisieren. Mit diesem Wissen könnte die medikamentöse Therapie der Schmerzen bei Parkinson-Patienten verbessert werden und Neurofeedback-Ansätze entwickelt werden, um die erhöhte Schmerzwahrnehmung bei Parkinson-Patienten zu reduzieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Susanne Becker
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung