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Agency und Communion des Verhaltens der Lehrkraft in dyadischen Interaktionen mit Grundschulkindern verschiedener sozialer Gruppen. Zusammenhänge mit Beziehungs-Veränderbarkeitstheorien der Lehrkraft und der Motivation und Eingebundenheit des Kindes in das Zusammenarbeits-Peernetzwerk der Klasse

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 495975625
 
Die inklusive Grundschule möchte Kinder mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen individuell fördern. An die Lehrkraft werden damit hohe Anforderungen gestellt: Gelingt es ihr, gegenüber jedem einzelnen Kind ein Verhalten zu zeigen, das an seine Bedürfnisse angepasst und somit für seine Entwicklung günstig ist? Interpersonales Verhalten ist stets durch eine Kombination von Ausprägungen auf den orthogonalen Dimensionen Communion (z.B. Wärme, Bedürfnisbefriedigung) und Agency (z.B. Lenkung, Kompetenz) charakterisiert und ist komplementär: während stark kommunales Verhalten stark kommunales Verhalten begünstigt, macht stark agentisches Verhalten schwach agentisches beim Gegenüber wahrscheinlich (Komplementaritätsprinzip). Wir lassen Lehrkräfte ihr Verhalten gegenüber jedem Kind auf acht Facetten eines Zirkumplex unterschiedlicher Kombinationen von Communion und Agency beschreiben. Um zu prüfen, welches Lehrkraftverhalten besonders förderlich ist, sagen wir die Motivation des Kindes im Mehrebenenmodell (Verhalten in Dyade mit Kind (L1) und gegenüber Klasse (Lehrstil, L2)) aus ihm vorher. Die Motivation sollte bei starker Communion und zur kindlichen Kompetenz komplementärer Lehrkraft-Agency am höchsten sein: ein Kind mit noch geringen Kompetenzen profitiert von stärkerer, ein Kind mit hohen Kompetenzen von schwacher Agency. Das Ausmaß individueller Förderung erfassen wir durch Stärke und Richtung der Korrelation zwischen Lehrkraft-Agency und objektiv gemessenen Kompetenzen des Kindes. Zur kindlichen Kompetenz komplementäre Lehrkraft-Agency sollte aufgrund sozialer Referenzierungsprozesse auch mit starker Eingebundenheit des Kindes in das Zusammenarbeits-Peernetzwerk verbunden sein. Denn bei - gemessen an der kindlichen Kompetenz - zu starker Lehrkraft-Agency unterschätzen die Peers seine Kompetenzen und bei zu schwacher Agency (d.h. ignorierendem Lehrkraftverhalten) ziehen sie es als Zusammenarbeitspartner/in weniger wahrscheinlich in Betracht. Weiter untersuchen wir, ob Lehrkräfte, die Lehrkraft-Schüler/in-Beziehungen für veränderbar halten, sich stärker kommunal und komplementär zur kindlichen Kompetenz verhalten. Wir nehmen an, dass objektive Merkmale eines Kindes (z.B. Geschlecht, sozioökonomischer Status) spontane Kategorisierungsprozesse auslösen, als deren Folge das Kind auf den Dimensionen Communion und Agency auf bestimmte Weise wahrgenommen wird (z.B. geringe Communion und geringe Agency bei niedrigem sozioökonomischen Status) und bei der Lehrkraft dazu komplementäres Verhalten begünstigt wird (im Beispiel geringe Communion und hohe Agency). Nach Kontrolle der kindlichen Kompetenzen prüfen wir, ob sich das Lehrkraft-Verhalten gegenüber Kindern in Abhängigkeit solcher (kombinierten) Gruppierungsmerkmale systematisch bzgl. Communion und Agency unterscheidet. Dies könnte Unterschiede in Motivation und Eingebundenheit verschiedener Gruppen erklären (z.B. warum Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status geringere Motivation berichten).
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug USA
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Alice H Eagly
 
 

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