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Theater der Trans-lation. Dynamiken und Konstellationen von Übersetzen und Herabsetzen in Theater und Performance des 21. Jh.

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Lars Koch; Dr. Julia Prager
Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 496351395
 
Das Projekt untersucht die Darstellung, Performanz und Reflexion von invektiven (herabsetzen-den, beleidigenden) Dynamiken zeitgenössischer theatraler Formen und ihren institutionellen Umfeldern im deutschsprachigen Raum aus einer transdisziplinär erweiterten literatur- und the-aterwissenschaftlichen Perspektive. Damit verortet es sich im aktuellen Forschungsfeld zu „In-vektivität“ und verfolgt das übergeordnete Ziel, das Theater als Resonanzraum bzw. Evokations-feld invektiver Prozesse zu analysieren, in dem invektive Interaktionskonstellationen affektiv, perzeptiv und reflexiv fassbar werden. Es werden Transformationen von theatraler Invektivität im 21. Jh. untersucht, die sich aus der Mediatisierung des Theaters und seiner zunehmenden (sozio-)kulturellen Diversität ergeben. Unter der Perspektive von Translokalität und Transkultura-lität rückt das Theater als lokal situierter und medial entgrenzter Ort der Übersetzung gesell-schaftlicher Konfliktlagen (etwa Migration, Generation, Ungleichheit, Technisierung) in den Fo-kus. Grundlegend wird die Arbeitshypothese, dass ein Zusammenhang zwischen Dynamiken von medialen, raum-zeitlichen, kulturellen, sprachlichen oder diskursiven Übersetzungen und sol-chen der Herabsetzung besteht. Dieser Zusammenhang wird in drei Arbeitsbereichen (A, B, C) bearbeitet: A widmet sich seiner theoretischen Bestimmung im Spannungsfeld von medial-ästhetischen und kulturpolitischen Verfahren und verbindet damit die beiden anderen Arbeits-bereiche, die die konzeptuelle Annahme herabsetzender Übersetzungsprozesse in Analysen ak-tueller Theaterformen (B) und Institutionenpolitik (C) erproben und auf ihre Schnittstellen hin befragen. Während die theatrale Verhandlung von Invektivität in der bisherigen Forschung be-züglich der Sichtbarmachung marginalisierter Positionen sowie anhand invektiver Blickregime untersucht und im Register des Visuellen verortet wurde, stellt sich das Projektvorhaben zudem die Aufgabe, die im Register des Akustisch-Auditiven operierenden Aspekte von Stimme und Vernehmbarkeit analytisch hervorzuheben. Damit verbunden ist zum einen – in einem wörtlichen Sinn – die Untersuchung theatraler Dynamiken von Aneignung und Dislozierung, Exposition und beschämender Affektion im Spektrum anderer Sprachen, Stimmen und Klänge (bspw. das Sprechen mit Akzent, Dialekt, Soziolekt oder „Jargon“). Zum anderen rücken kunst- und kultur-politische Praktiken des „Unvernehmens“ (etwa Diskussionsverweigerung der Theater mit der „Neuen Rechten“ und vice versa oder Kontroversen um „Cancel Culture“) in den Fokus. Erwartet werden Einsichten zur invektiven Potenz von Übersetzung als Aneignung, aber auch zu der in translokal wie transkulturell operierenden Übersetzungsgeschehen offensichtlich werdenden Unabschließbarkeit invektiver Prozesse.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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