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Konstruktionen jüdischen Kulturerbes im Spiegel gegenwärtiger Diskurse zu jüdischen Architekturen und Räumen - Innen- und Außenperspektiven

Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 497336599
 
Jüdische Architekturen und Räume haben sich in Kulturerbeprozessen zu relevanten gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Ressourcen entwickelt. Aktuelle Diskurse zum Neubau jüdischer Gemeindezentren und Synagogen enthüllen ein breites Spektrum an öffentlichen und privaten Stakeholdern, wie jüdischen Gemeinschaften, Behörden (Bauämter, Denkmalämter, etc.), Architekt:innen, privaten Initiativen, politischen Entscheidungsträger und Fördermittelgeber, die sich auf verschiedenen Ebenen mit Beiträgen in die Debatten einbringen. Auch sind ehemalige jüdische Räume, ihre baulichen Überreste oder gar Leerstellen nach der Schoa zu einem Contested Heritage geworden. Das vorliegende Projekt erforscht diese jüdischen Architekturen und Räume als Konstruktionen jüdischen Kulturerbes in der Gegenwart. Als Fortführung des Projekts aus der ersten Phase des SPP 2357 „Jüdisches Kulturerbe“ verfolgt es einen interdisziplinären Ansatz aus Architekturtheorie/-geschichte, Literatur- und Kulturwissenschaft, jüdischer Geschichte und Judaistik. Anhand von Fallbeispielen untersucht das Projekt das Wechselverhältnis von Architektur und deren Diskursivierung und fragt nach Motiven, Narrativen und (De-)Konstruktionen jüdischer Identitäten, die in Selbstwahrnehmung und Fremdzuschreibung der unterschiedlichen Interessengruppen eingesetzt werden, um Kulturerbe zu autorisieren und legitimieren. Methodische Grundlage ist die Auswertung öffentlicher Diskursbeiträge unterschiedlicher Stakeholder, ergänzt durch Experteninterviews und Befragungen. Im Fokus stehen Räume der Gegenwart, die mit jenen aus der Zeit nach der Schoa kontrastiert werden. Im Sinne der sozialkonstruktivistischen Perspektive der Critical Heritage Studies versteht das Projekttandem unter dem jüdischen Kulturerbe Architektur und Raum nicht nur deren physische Manifestationen, sondern vielmehr den Raum als Bühne eines realen, virtuellen, vergangenen oder imaginierten jüdischen Handelns und hinterfragt hierbei kritisch den Erbebegriff in Hinblick auf ein sich diversifizierendes, religiöses und säkulares Judentum und die Aneignung durch die nichtjüdische Mehrheitsgesellschaft. Mit einem transferorientierten Ansatz möchte das Projekt eine verlässliche Informationsbasis jenseits einzelner (teils) provokanter Meinungen im öffentlichen Diskurs schaffen, die nicht nur die Perspektive der Mehrheitsgesellschaft widerspiegelt, sondern vor allem die diversen jüdischen, aber auch migrantischen Sichtweisen auf das jüdische Kulturerbe Architektur und Raum aufzeigt. So können diese verstärkt in Kulturerbeprozesse berücksichtigt werden.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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