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Die Erfindung der Kathedralen. Sakralbauten des Mittelalters in Frankreich als Projektionsflächen der Moderne (Französischen Revolution bis zum Wiederaufbau von Notre-Dame in Paris nach dem Großbrand 2019)
Antragstellerin
Dr. Nathalie-Josephine von Möllendorff
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 498777834
Das hier beantragte Forschungsprojekt untersucht am Beispiel der französischen Kathedralen des Mittelalters Mechanismen der Neu- Codierung beziehungsweise Dynamiken von immer wieder neu vorgenommenen Bedeutungseinschreibungen in historische Baumonumente. Ausgehend von der These, dass mittelalterliche Sakralbauten in der Moderne – mehr noch als musealisierte Objekte – zunehmend als Projektionsflächen dienen, wird untersucht werden, inwieweit zeitgenössische Vorstellungen von Mittelalter nicht nur die Rezeption dieser Bauten, sondern auch denkmalpflegerische Maßnahmen beeinflussen. Dabei wird hergeleitet werden, wie diese seit der Französischen Revolution produzierten Mittelalterbilder wechselseitig wirken, das heißt inwieweit die Vorstellungen von Mittelalter zu einem spezifischen Umgang (bspw. Sanierungskampagnen) mit Kathedralen beeinflussen, welche jedoch wieder Eingang in die Rezeption finden und damit wieder neue Mittelalterbilder generiert werden. Zu diesem Zweck werden soziokulturelle, -politische, -ökonomische und künstlerische Einflüsse sowie Maßnahmen der Denkmalpflege analysiert und in ihrem jeweiligen Zeitkontext interpretiert werden. Bereits im Rahmender Vorarbeiten hat sich gezeigt, dass vor allem künstlerische und populär-mediale Rezeptionen sowie die unterschiedlichen Konjunkturen denkmalpflegerischen Handelns besonders nachhaltig wirkten. Zudem muss festgestellt werden, dass im Gegensatz zur geltenden Maxime einer befundorientierten, wissenschaftsbasierten Denkmalpflege vorrangig gestalterische Sanierungskonzepte vorgenommen wurden, die auf teils subjektiven Einschätzungen der handelnden Akteure beruhen. Denkmalpflege ist damit in erster Linie als Kulturtechnik zu begreifen, die nicht nur im steten Wandel begriffen ist, sondern auch Konjunkturen und Moden unterworfen ist und nur im jeweiligen Zeitkontext verstanden werden kann. Mit dem Großbrand in der Kathedrale Notre-Dame in Paris im April 2019 und den seitdem geführten Diskussionen zum Wiederaufbau zeigt sich die Aktualität wie auch die Relevanz des Forschungsthemas besonders eindrucksvoll. Für den französischen Bereich, wo Kathedralen in charakteristischer Weise Teil der kulturellen Identität sind, ist es nicht zu einer Theoriebildung gekommen, und das obwohl hier die Ursprünge der Denkmalpflege begründet liegen. Ziel des Forschungsprojekts ist es daher einerseits eine eklatante Lücke in der Forschung zu schließen, gleichzeitig aber auch einen Beitrag zur Diskussionsfähigkeit der beteiligten Disziplinen zu leisten und die Komplexität und Dynamik wechselseitiger und vielschichtiger Einflüsse darzustellen
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen