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Argumentation und Wissen in Gesprächen der Schwangerenberatung

Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 500475473
 
Gespräche in der Geburtshilfe und Schwangerenberatung konfrontieren die Beteiligten mit ethischen, emotionalen und juristischen Anforderungen. Die Schwangeren sind ob der Fülle an Informationen und Erwartungen häufig unsicher, die Hebammen und Ärzte agieren oft defensiv, um sich juristisch abzusichern (vgl. Dudenhausen 2008, 236). Dies steht im Kontrast zu der Notwendigkeit, einen common ground herzustellen, um dann Entscheidungen gemeinsam und informiert treffen zu können. So befinden sich Gespräche der Schwangerenberatung in einem spezifischen Spannungsfeld zwischen Unsicherheit und Sicherheitsstreben. Das vorliegende Projekt blickt auf Argumentieren als zentrales Verfahren zur Herstellung dieser gemeinsamen Wissensbasis und fragt nach der Konstitution von Argumentieren in diesen Gesprächen. Anders als in bisherigen Arbeiten zu Ärzt_innen-Patient_innen-Gesprächen (im Folgenden APG), in denen Argumentieren in erster Linie mit Ansätzen der partizipativen Entscheidungsfindung (joint decision making) verbunden wird (vgl. u. a. Bickenbach 2014, Koerfer/Albus 2016, auch Bergen et al. 2017), versteht das vorliegende Projekt Argumentieren (auch) als Verfahren zur Herstellung eines common ground und fokussiert auf die Aktualisierung und Herstellung von Wissen durch die genutzten Topoi; Topoi hier verstanden im Sinne einer „kommunikativen Topik“ (Knoblauch 2000). Das Projekt zielt darauf, den Status und die gesprächsstrukturelle Verankerung von Argumentieren sowie die argumentative Etablierung von Wissen zu rekonstruieren, um so erstens die Formen und Funktionen des Argumentierens im Gespräch genauer zu beschreiben und für die Schwangerenberatung ein Modell der Argumentation im Gespräch zu entwickeln, zweitens die Ergebnisse an die Praxis in Form von didaktischen Konzepten zurückzubinden und drittens grundlegende Fragen zur Gegenstandskonstitution von Argumentieren im Gespräch zu bearbeiten.Das Projekt ist gesprächsanalytisch orientiert und nutzt ein Korpus von 37 videographierten Gesprächen der Schwangerenberatung, erhoben in den Jahren 2017 und 2018. Das Korpus ist vollständig annotiert und nach GAT 2 transkribiert (Basistranskript). Die Analysen und Ergebnisse werden an das Feld zurückgespielt und mit den Hebammen diskutiert und gesprächspraktisch gewendet. Das Projekt folgt so einem sprechwissenschaftlich orientierten Zugang, der die grundlegende Analyse (teilweise verbunden mit einer stimmlich-prosodischen Analyse) im Sinne einer grounded practical theory (Craig / Tracy 2014) an die Praxis bindet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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