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Studien zur frühen Stadtgeschichte von Meninx
Antragsteller
Professor Dr. Stefan Ritter
Fachliche Zuordnung
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 502479918
Meninx war in der Antike der namengebende Hauptort auf der Insel Djerba und als eines der wichtigsten Produktionszentren von Purpur im Mittelmeerraum berühmt. Die Hafenstadt wurde im 4. Jh. v. Chr. gegründet und entwickelte sich zu einer der größten Metropolen im römischen Nordafrika. Die Stadt trat archäologisch erst im Zuge neuerer Forschungen ans Licht, die Aufschluss über die urbane Struktur und die Hafenanlagen sowie erste Einblicke in die Stadtgeschichte erbrachten.Auf Basis dieser Voruntersuchungen zielt das Projekt darauf ab, mittels systematischer Ausgrabungen grundlegende offene Fragen zur frühen Stadtentwicklung von Meninx zu beantworten. Im Fokus stehen die Jahrhunderte vom 4. Jh. v. Chr. bis zu der in flavisch-trajanischer Zeit einsetzenden umfassenden Neugestaltung der Stadt. Für die Kenntnis der generell noch wenig erforschten vor- und frührömischen Phasen antiker Städte in Nordafrika ist Meninx von exemplarischem Interesse und auch besonders geeignet, da die frühen Befunde hier gut und auf größerer Fläche zugänglich sind.Die Grabungen sollen in drei Stadtvierteln durchgeführt werden. Von primärem Interesse ist der Bereich um das Forum, unter dem der älteste Siedlungskern liegt. In diesem Bereich sollen in mehreren Grabungsarealen die vor- und frühkaiserzeitlichen Siedlungsbefunde sowie die wachsende Randbebauung des Platzes untersucht werden. In dem nordöstlichen, ab augusteischer Zeit erschlossenen Stadtviertel um das Theater sollen sodann das mutmaßliche Isis-Heiligtum, ein repräsentatives Wohnhaus und eine mögliche zweite öffentliche Platzanlage erkundet werden. Und schließlich soll die Geschichte des an der nordwestlichen Peripherie gelegenen Werkstattviertels exemplarisch untersucht werden, um Hinweise darauf zu gewinnen, wann dieses Gebiet erschlossen wurde und ob sich hier, wie zu vermuten, die Werkstätten der Purpurproduktion konzentrierten. Von diesen Untersuchungen ist Aufschluss darüber zu erwarten, wie man sich die Siedlung in der Gründungsphase vorzustellen hat, wie die Stadt in den folgenden Jahrhunderten expandierte und welche Bereiche sie umfasste, als sie ab dem späten 1. Jh. n. Chr. ihre finale, im Magnetometerbild greifbare Struktur erhielt.Das in großer Vielfalt zu erwartenden Fundmaterial wird zuallererst detaillierte Einblicke in das Alltags- und Wirtschaftsleben von Meninx und in Veränderungen in den Lebensverhältnissen im Laufe der langen Stadtgeschichte erbringen. Im regionalen Bezugssystem Tripolitaniens sind wichtige weiterführende Ergebnisse zu dem engmaschigen mikroregionalen Netzwerk zu erwarten, das neben Djerba auch Siedlungen auf dem gegenüberliegenden Festland umfasste. Im weiteren mediterranen Kontext werden die Importfunde genauere Erkenntnisse zu den überseeischen Fernhandelsbeziehungen der Stadt liefern, und zu erhoffen ist schließlich auch Auskunft darüber, inwieweit der Handelsknotenpunkt Meninx in den regen trans-saharischen Handel der tripolitanischen Küstenstädte eingebunden war.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen