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Shipbuilding and shipping during the high and late Middle Ages - evaluation of the archaeological sources of the southwestern Baltic coast

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 50254794
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die in diesem Projekt durchgeführten Untersuchungen konnten die mittelalterlichen Schiffsreste von der südwestlichen Ostseeküste in den Gesamtkontext der Schiffbaugeschichte des nordwestlichen Europa stellen. Die dabei erzielten Ergebnisse geben Anlass dazu, bestimmte, bislang in der Forschung vertretene Thesen erneut kritisch zu hinterfragen. Ziel des Projektes war die Auswertung der archäologischen Quellen zur hoch und spätmittelalterlichen Schiffsarchäologie der südwestlichen Ostseeküste aus Mecklenburg- Vorpommern vor ihrem sozialhistorischen Hintergrund und ihre Integration in den Kontext der mittelalterlichen Schiffbaugeschichte Nordwesteuropas. Dabei sollten mögliche Veränderungen in den Schiffbautechniken herausgearbeitet werden. Insbesondere sollte überprüft werden, ob sich die unterschiedlichen Schiffbautechniken untereinander in ihrer Entwicklung beeinflusst haben und welchen Einfluss demographische, ökonomische oder ökologische Entwicklungen dabei hatten. Weiterhin sollte auch die Entwicklung von besonders großen Schiffen des späten 14. Jahrhunderts erschlossen und überprüft werden, ob die Pestpandemie des 14. Jahrhunderts eine Auswirkung auf den Schiffbau hatte. Im Verlauf der Untersuchungen ergaben neue dendrochronologische Analysen und die Auswertung von Funddokumentationen und Funden zahlreiche neue Ergebnisse. Die zusätzliche Aufnahme des unpublizierten Fundmaterials aus Lübeck trug zudem entscheidend zum Ergebnis der Untersuchungen bei. Die ebenfalls während der Arbeiten zusätzlich integrierten neuen Schiffshölzer aus Stralsund sowie ein neuer Schiffsfund aus der Ostsee vervollständigten das Gesamtbild des mittelalterlichen Schiffbaus an der südwestlichen Ostseeküste. Insbesondere die Neudatierung einiger Schiffsfunde und die detaillierte technische Analyse zahlreicher Schiffshölzer hat gezeigt, dass eine Reihe von bislang in der Forschung vertretenen Auffassungen nicht länger haltbar ist. Das Ergebnis der Untersuchungen zeigt deutlich, dass die Bevölkerungsentwicklung in Europa und der damit verbundenen Deutschen Ostsiedlung großen Einfluss auf die Entwicklung des Schiffbaus hatte. Lübeck kam im 12. Jahrhundert bei der Etablierung neuer Schiffbaumethoden im Ostseeraum eine Schlüsselrolle zu. Im 13. und 14. Jahrhundert zeigt sich im Fundmaterial Mecklenburg-Vorpommerns deutlich die Koexistenz regional etablierter und neuer Schiffbaumethoden. Dies widerlegt die Annahme einer Dominanz der so genannten Koggenbautechnik in den deutschen Städten. Im Bau kleinerer Boote und Fischereifahrzeugen blieb der regional etablierte Schiffbau erhalten. Hier finden Veränderungen nur langsam statt. Das Fundmaterial verdeutlicht die Bedeutung der Tradition im Schiffbau durch die fast vollständige Abwesenheit von Technologietransfer zwischen den unterschiedlichen Schiffbaumethoden. Der Bevölkerungseinbruch des 14. Jahrhunderts spiegelt sich in den untersuchten Funden nicht wider, kann aber in dem von Bill angestellten Größenvergleichen als Stagnation erkannt werden. Ein weiteres Ergebnis des Projektes ist es, dass die Koggenbauweise im Küstenraum Mecklenburg-Vorpommerns bis zum Ende des 15. Jahrhunderts im Schiffbau genutzt wurde und damit im Untersuchungsgebiet länger Teil der Schiffsbautradition war als in den anderen Teilen Europas. An diesen späten Koggenfunden wurden technische Merkmale beobachtet, die Parallelen zu den neuen Schiffen in Karweelbauweise des frühen 16. Jahrhunderts besaßen. Sie stützen damit die These Fred Hockers (1991), dass die so genannte Koggenbauweise in dem Bau dieser neuen Schiffe aufgegangen ist. Im Rahmen des Projektes konnte das hohe wissenschaftliche Potential der bekannten mittelalterlichen Schiffsfunde im Küstenraum der südwestlichen Ostsee deutlich aufgezeigt werden. Dennoch bleiben noch zahlreiche Fragen unbeantwortet, so dass die detaillierte Dokumentation von mittelalterlichen Schiffsfunden zu einem Schwerpunkt innerhalb der archäologischen Forschung der Küstenländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ausgebaut werden sollte.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Two recent finds of medieval shipwrecks in the north of Germany. In: Bockius, R. between the seas. Tansfer and exchange in nautical technology (Mainz 2009)
    Belasus, M.
  • Small ships and tall ships - Archaeological evidence for social changes during the high and late medieval period in the southern Baltic? In: Henderson, J. (Hrsg.), IKUWA3 - Beyond boundaries. Kolloquium zur Vor- und Frühgeschichte 17 (Bonn 2013), 199-204
    Belasus, M.
 
 

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