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Neuronales Training zur Verbesserung der Affektregulation

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 502833016
 
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist gekennzeichnet durch selbstverletzendes Verhalten, Suizidalität und Probleme der Steuerung zwischenmenschlicher Beziehungen. Zugrunde liegt eine tiefgreifende Störung der Emotionsregulation. Im Gehirn zeigen Patienten mit BPS eine Überreaktivität der Amygdala und eine verringerte neuronale Kontrolle der Amygdala. Die Amygdala steuert das emotionale Erleben und Verhalten. Deshalb wird davon ausgegangen, dass die Überreaktivität der Amygdala die neuronale Grundlage für die erhöhte emotionale Reaktivität bei BPS ist. Mit der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) kann die Aktivität subkortikaler Hirnregionen, wie der Amygdala, in Echtzeit aufgenommen werden. Bekommen Patienten ihre Hirnaktivität live zurückgemeldet (z.B. über eine Thermometeranzeige, bei der die Temperatur die Hirnaktivität wiedergibt), so sind sie in der Lage, diese willentlich zu regulieren. Mit dieser Methode – „Neurofeedback“ genannt – können neuronale Aktivierungsmuster gezielt verändert werden. Symptome im Erleben und Verhalten, die sich aus dysfunktionalen neuronalen Schaltkreisen ergeben, werden auf diese Weise gezielt verbessert. Das zur Förderung vorgeschlagene Projekt untersucht die klinische Wirksamkeit eines fMRT-basierten Amygdala- Neurofeedback Trainings bei BPS. An vier Studienzentren in Tübingen, Freiburg, Gießen und Mannheim nehmen insgesamt 164 Patienten und Patientinnen mit BPS an vier Sitzungen teil. Das Training zielt auf die Verringerung der affektiven Instabilität im Alltag, die insbesondere durch elektronische Tagebücher vor und nach der Behandlung erfasst wird. Während der Neurofeedback-Sitzung erhält der/die Teilnehmer/in Rückmeldung über das BOLD (Blood Oxygenation Level Dependent) Signal aus der Amygdala, während er/ sie Bilder mit negativen emotionalen Inhalten betrachtet. Die Amygdala reagiert mit einem Aktivierungsanstieg auf den Bildinhalt. Der/die Teilnehmer/in beobachtet die Aktivierung, dargestellt durch einen Anstieg des Thermometers neben dem Bild. Es besteht die Aufgabe, die Temperatur zu senken. Auf diese Weise sollen Patient/innen lernen, überschießende neuronale Reaktionen frühzeitig in den Griff zu bekommen. Zur Überprüfung der Effektivität von Amygdala-Neurofeedback erhält eine Kontrollgruppe statt des Amygdala-Feedbacks ein Feedback von einer anderen Versuchsperson. Erwartet wird ein signifikanter Rückgang der affektiven Instabilität in der Amygdala-Neurofeedback Gruppe. Zudem wird erwartet, dass der Rückgang der affektiven Instabilität signifikant stärker ausfällt, als in der Kontrollgruppe. Die Ergebnisse aus dieser Studie werden die Einschätzung der klinischen Effektivität von Amygdala-Neurofeedback ermöglichen. Die Methode könnte in Zukunft gezielt und personenzentriert zur Behandlung der affektiven Instabilität bei Emotionsregulationsstörungen, insbesondere bei BPS, eingesetzt werden.
DFG-Verfahren Klinische Studien
 
 

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