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Episodische Erinnerungsberichte: Sprachliche Evidenz für Erlebnis-Ähnlichkeit, Perspektivhaftigkeit und Generativität
Antragstellerin
Professorin Dr. Kristina Liefke
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397530566
Paradigmatische Fälle von episodischem Gedächtnisabruf unterscheiden sich von semantischem Abruf durch ihre besonderen phänomenologischen Eigenschaften (z.B. Erlebnis-Ähnlichkeit, mentale Bildlichkeit, Perspektivhaftigkeit, Sinn des Selbst). Neuere Arbeiten in der Philosophie und Linguistik legen nahe, dass diese Eigenschaften durch diverse sprachliche Mittel ausgedrückt werden. Dazu gehören u.a. Adverbien wie 'lebhaft' (für mentale Bilder), das Pronomen 'man' (für 3. Person-Perspektive) sowie ‘zu’-Infinitive (für 1. Person-Perspektive).Unser Projekt nutzt solche sprachlichen Indikatoren für Episodizität, um bestimmte Annahmen des Szenariokonstruktionsrahmens zu testen. Dazu gehören die ‘Informationsarmut’ von episodischen Gedächtnisspuren [Aim 4 von P0], die beim Abruf erfolgende Ergänzung von Gedächtnisspur-Information durch semantische Informationen [Aim 2] und der Einfluss des Selbstmodells auf Szenariokonstruktion [Aim 3]. Um diese Annahmen zu testen, untersuchen wir den Einfluss, den Episodizitätsmarker auf die Eignung von Erinnerungsberichten (d.s. Sätzen der Form ‘Ich erinnere mich …’) für die Beschreibung eines Erinnerungsereignisses haben. Wir vermuten, dass der Einfluss der Marker nur durch einen generativen Ansatz eingefangen werden kann.Um den Effekt der Episodizitätsmarker besser zu verstehen, führen wir eine Reihe von Online-Verhaltensstudien durch (WP1-WP3). In der ersten Serie dieser Studien werden Proband*innen gebeten, eine von zwei Personen zu identifizieren, die (angesichts ihrer bisherigen Erfahrungen) mit größerer Wahrscheinlichkeit einen bestimmten Erinnerungsbericht geäußert hat. In der zweiten Serie werden sie gebeten, denjenigen von zwei Berichten auszuwählen, der ein bestimmtes Erinnerungsereignis besser beschreibt. Die Studien sind notwendig, weil existierende Arbeiten zu Episodizitätsmarkern keine Informationen über den Einfluss dieser Marker auf die Wahrheit/Passgenauigkeit von Erinnerungsberichten liefern.Um den Effekt der Marker zu erklären, geben wir die (wahrheitskonditionale) Bedeutung eines jeden Markers an und beschreiben, wie sie zusammen mit der Bedeutung des Verbs 'sich erinnern' zusammenspielt, um die Wahrheitsbedingungen von WP1-WP3 zu gewinnen (WP4). Diese Angabe stützt sich auf unsere früheren Arbeiten zur ‘single-type semantics’. Letztere nimmt informationsreiche, perspektivische Inhalte an und modelliert erinnerte Szenarien als informationale Erweiterungen einer minimalen Ausgangssituation. Unsere Vorarbeiten lassen erwarten, dass die Effekte einiger Marker (z.B. den durch ‘man’ bewirkten Perspektivenwechsel) nur durch Ansätze erklärt werden können, die zentrale Merkmale des Szenariokonstruktionsrahmens (insbes. informational ‘arme’ Gedächtnisspuren, semantische Ergänzung und Abruf-Bias) annehmen (WP5). Wir nutzen unsere neu gewonnenen Erkenntnisse über Episodizitätsmarker für die Erhebung und Auswertung der Produktionsdaten aus den experimentellen Projekten der Forschungsgruppe (WP6).
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 2812:
Szenarien der Vergangenheit: Ein neuer theoretischer Rahmen für das generative episodische Gedächtnis
Mitverantwortlich
Professor Dr. Markus Werning