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IMAGINE - Immunologie und Pathogenese der humanen Bornavirus-Enzephalitis

Fachliche Zuordnung Molekulare und zelluläre Neurologie und Neuropathologie
Pathologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 504757758
 
Eine spezifische Ätiologie kann auch nach ausführlicher Evaluation nur in 30-60% der Fälle von Enzephalitiden nachgewiesen werden. Aufgrund der hohen Morbidität und Mortalität von Enzephalitiden ist jedoch eine frühzeitige Klärung der Ätiologie von entscheidender Bedeutung für den Therapieerfolg. Dies unterstreicht die Wichtigkeit, Enzephalitiden mitsamt ihren auslösenden Faktoren aufzuschlüsseln und ihre Erreger zu charakterisieren. Einige vormals ungeklärte Enzephalitiden konnten retrospektiv aufgelöst werden, nachdem 2018 belegt worden ist, dass das Borna disease virus 1 (BoDV-1) auch zu humanen Infektionen mit Ausbildung meist tödlich verlaufender Enzephalitiden führen kann. Trotz der steigenden Zahl retrospektiv detektierter humaner Fälle ist das allgemeine und medizinische Bewusstsein für diese Erkrankung noch immer sehr gering, obwohl es aufgrund der hohen Letalität ein Anliegen sein müsste, die Sensibilität für die Bornavirus-Enzephalitis zu steigern. Verursacht durch ein streng neurotropes Virus kann die Bornavirus-Enzephalitis darüber hinaus als Mustererkrankung dienen, die uns Aufschluss gibt über die Adaption von Viren an eine neuronale Umgebung. Unsere Vorarbeiten zur Neuropathologie konnten ein uniformes histopathologisches Bild bei allen untersuchten Gehirnen verstorbener Patienten nach BoDV-1-Enzephalitis aufzeigen. Auf makroskopischer Ebene zeigte sich anhand der Analyse von MRT-Bildern eine deutliche frühe Beteiligung der Stammganglien und der Inselregion. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass sich der Infektionsweg möglicherweise von dem unterscheidet, wie er bei den Tieren beschrieben ist, bei denen das Riechsystem als Eintrittspforte angenommen wird. In dem geplanten Projekt wollen wir die pathophysiologischen Abläufe der humanen Bornavirus-Enzephalitis untersuchen. Der Hauptfokus liegt auf der immunologischen Reaktion des zentralen Nervensystems im Rahmen einer BoDV-1-Infektion und dem Mechanismus der Virusausbreitung im Gehirn. Hierfür sollen im ersten Schritt die infiltrierenden Immunzellen im Vergleich zur Infektion im Tier detailliert charakterisiert werden. Darüber hinaus wollen wir Zellkomponenten und -oberflächenstrukturen identifizieren, die an der Virusausbreitung und -zellinvasion beteiligt sind. In einem weiteren Arbeitsschritt wollen wir ein Screening auf Anti-BoDV-1-Antikörper in Liquor- und Serumproben neurologischer Patienten durchführen, um Aufschluss über mögliche subklinisch verlaufende Infektionen zu gewinnen. Wir schlagen ein umfassendes Arbeitsprogramm vor, das sich auf die morphologischen und immunologischen Aspekte der humanen Bornavirus-Enzephalitis konzentriert und auf ein besseres Verständnis der Pathomechanismen abzielt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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