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The linearisation of syntactic structures in a hierarchical model of syntax

Subject Area General and Comparative Linguistics, Experimental Linguistics, Typology, Non-European Languages
Term from 2007 to 2016
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 50520862
 
Wenn wir einen Satz äußern, sprechen wir die Wörter in einer zeitlichen Abfolge nacheinander aus. Dennoch kann der Gedanke, den der Satz ausdrückt, in einem einzigen Augenblick “gedacht” werden, weil er eine kohärente Situation beschreibt. Auf den ersten Blick scheint es offensichtlich, dass diese lineare (oder temporale) Ordnung dadurch erzwungen ist, dass wir nicht gleichzeitig zwei Wörter aussprechen können. Es gibt aber in menschlicher Sprache viele Fälle von Synchronizität, d.h. Beispiele dafür, dass zwei bedeutungsvolle Elemente gleichzeitig realisiert werden. Gebärdensprachen weisen viele Beispiele auf, aber auch in gesprochenen Sprachen finden wir vergleichbare Fälle, wenngleich sie weniger ausgeprägt erscheinen mögen. Mit anderen Worten, Sprache scheint die Linearitätsbedingung zu umgehen, wann immer sie die Möglichkeit hat. Andererseits benutzen Sprachen lineare Abfolgen in unterschiedlichem Ausmaß: Im Englischen ist so z.B. die Wortabfolge essentiell dafür, grammatische Relationen zu kodieren, und damit Bedeutung zu übertragen. Es stellt sich also die ganz generelle Frage, welche Rolle Linearität für das Sprachvermögen hat. Ist sie ein oberflächliches Phänomen, das nur zufällig durch die physikalischen Eigenschaften des Sprechapparats erzwungen wird, oder ist sie ein fundamentales und bedeutungsvolles Definiens von Sprache? Dieses Projekt geht von der Hypothese aus, dass Linearität keine fundamentale Eigenschaft von Sprache ist: Gebärdensprachen, die nicht akustisch, sondern visuell operieren, sind viel weniger durch Linearität gekennzeichnet. Um diese Hypothese zu überprüfen, sollen in diesem Projekt Synchronizitätsphänomene in Gebärden- und in Lautsprachen inventarisiert und untersucht werden. Festzustellen ist, ob diese Phänomene tatsächlich nur durch das Sprech- bzw. Gebärdensystem bedingt sind, oder ob sie weiteren Faktoren unterliegen. Des Weiteren gilt es die Frage zu beantworten, wie es möglich ist, dass Sprachen wie das Englische und das Deutsche Wortabfolgen benutzen, um grundlegende grammatische Bedeutungsunterschiede auszudrücken. Ansatz des Projektes ist es, das Modell für die Analyse der Synchronizitätsphänomene, im Grunde ein bereits etabliertes Modell für die Analyse solcher Phänomene auf Wortebene, auf Satzstrukturen zu erweitern. Diese Erweiterung wird uns ermöglichen, das komplexe Verhältnis zwischen syntaktische Struktur und lineare Wortabfolge zu beschreiben und besser zu verstehen.
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