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Die Rolle motivationaler Prozesse und körplicher Aktivität bei Smartphone-basierter Rückfallprävention bei Depression
Antragsteller
Dr. Gregor Wilbertz
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 505386714
Trotz wirksamer Therapien kommt es bei vielen Menschen mit Depression im Laufe ihres Lebens zu Rückfällen. Theoretische Modelle gehen davon aus, dass eine depressive Episode im Zusammenspiel aus Vulnerabilität (die mit jeder weiteren Episode ansteigt) und akutem Stress entsteht. Effektive Programme zur Rückfallverhinderung sollten dementsprechend auf beide Aspekte abzielen: Reduktion der Vulnerabilität (z.B. durch kontinuierliches Gesundheitsverhalten) und Bewältigung akuter Stress- und Risiko-Phasen (z.B. mittels situationsspezifischer Interventionen). Regelmäßige körperliche Aktivität ist geeignet, einen zentralen Vulnerabilitätsfaktor (mangelnde körperliche Kontrolle und Grübeln) abzuschwächen. Smartphone-Apps können beim Erkennen von Risikozuständen helfen und Kurzinterventionen anbieten. Langfristig erfordern beide Strategien (regelmäßige körperliche Aktivität und App-Benutzung) jedoch eine explizit motivationale Perspektive, um nicht frühzeitig zu scheitern. Ein Ziel des Projekts sind daher bessere Erkenntnisse über die motivationalen Voraussetzungen, die es Menschen mit Depression ermöglichen, Programme zur Rückfallverhinderung langfristig zu nutzen. Basierend auf der umfangreichen Studienlage zu motivationalen Störungen bei Depression sowie der Grundlagenforschung zu Motivation und Belohnungsaufschub, wurde ein motivationales Modell der Rückfallverhinderung erstellt, das in einer Längsschnittstudie überprüft wird. Proband*innen mit aktuell remittierter Depression werden über 12 Monate mit einer Smartphone-App begleitet und dazu angehalten, regelmäßige körperliche Bewegung in ihren Alltag zu integrieren. Prozessfragestellungen fokussieren auf experimentelle Aufgaben-Paradigmen zu Motivation und kognitiver Kontrolle sowie Akzelerometrie der täglichen körperlichen Aktivität. Es wird erwartet, dass sich Studienabbrüche (abgesehen von der Bewertung des Programms) aus motivationalen Variablen vorhersagen lassen, z.B. erhöhter Empfindlichkeit bzgl. Belohnungsaufschub, Anstrengung und Ermüdung. Darüber hinaus erwarten wir spezifische Interaktionen zwischen Motivation, körperlicher Aktivität, Affekt und kognitiver Kontrolle sowie eine gemeinsame stabilisierende Wirkung hinsichtlich depressiver Symptome. Schließlich wird mittels randomisiertem Gruppendesign untersucht, inwiefern sich Motivation und alltägliche körperliche Aktivität durch spezifische Interventionen erhöhen und das Rückfallrisiko reduzieren lassen. Die Interventionen folgen dabei einem individuell-motivationalen Ansatz und basieren auf einem etablierten Rahmenmodell zur langfristigen Implementierung von Gesundheitsverhalten im Alltag. Insgesamt ist davon auszugehen, dass dieses Projekt wichtige Erkenntnisse über die Mechanismen von Rückfällen und langfristiger Rückfallverhinderung sowie insbesondere über motivationale Verläufe bei rezidivierender Depression liefern wird. Dies wird die Nutzbarkeit von langfristig angelegten Rückfall-Programmen bei Depression verbessern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Stephan Heinzel