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Jenseits von Täuschung: Untersuchung der Auswirkungen offen vergebener Placebos auf Angst und Stress

Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 505631897
 
Prüfungsangst, die mit erheblichen psychischen, sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen einhergehen kann, betrifft bis zu 40% der Studierenden. Die Betroffenen leiden unter großem Stress und Ängsten vor und in einer Testsituation. Es existieren unterschiedliche Möglichkeiten, diesen Ängsten zu begegnen. Jenseits von medikamentösen oder psychotherapeutischen Interventionen wurde gezeigt, dass auch die Gabe von Placebos gegen Angst und Stress helfen kann. Allerdings ist die Verabreichung von Placebos ethisch problematisch, da das Einverständnis der Patienten umgangen wird. Neueste Studien deuten jedoch darauf hin, dass Placebos oft auch dann helfen können, wenn man dezidiert weiß, dass es sich um ein Placebo, d.h. um ein „Scheinmedikament“ handelt. Positive Effekte dieser sogenannten offenen Placebogabe (open-label placebos) sind aktuell in den unterschiedlichsten klinischen und subklinischen Bereichen gezeigt worden, z.B. bei chronischen Schmerzen, Depressionen, oder auch bei Allergien. Unsere Ergebnisse einer Pilotstudie (N = 58) mit Studierenden legen nahe, dass eine offene Placebogabe auch zu einer Verringerung von Prüfungsängsten sowie zu verbesserten Selbstmanagementfähigkeiten führen kann. Eine weitere Pilotstudie mit offen verabreichten Placebos (N = 52) zeigte zudem die Reduktion von Zustandsangst und stressbezogenen Speichelkortisolwerten in Abhängigkeit von interindividuellen Unterschieden im Glauben an die Wirkung von Placeboeffekten. Der vorliegende Antrag will nun in einer ersten Studie die Effekte offener Placebogabe im Zusammenhang mit Prüfungsangst weiterführend untersuchen. Konkret möchten wir die Ergebnisse in einer größeren Stichprobe (N = 200) replizieren (1), den Effekt auch mit objektiveren physiologischen Parametern (Haar-und Speichelkortisol) in einer realen Prüfungssituation verglichen zu einer Kontrollgruppe untersuchen (2), sowie die potenzielle Rolle von Persönlichkeitsfaktoren berücksichtigen (3). In einer zweiten Studie (N = 136) wollen wir neuronale Korrelate von offen verabreichten Placebos untersuchen. Hierbei sollen zum ersten Mal Effekte der offenen Placebogabe mit der funktionellen Kernspintomographie (fMRT) untersucht werden, wodurch wir uns Aufschluss über neuronale Korrelate von offen verabreichter Placebogabe gegen Stress erwarten. Insgesamt versprechen wir uns von den Ergebnissen wichtige Erkenntnisse über Grundlagen und praktische Implikationen der unverschleierten Placebogabe.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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