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Netzwerktexte: Techniken des Schreibens, Lesens und Publizierens in der Botanik des 17. und 18. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 508886028
 
Dieses Projekt untersucht die ineinandergreifenden Praktiken der Wissensbildung, Wissensvertextung und des Publizierens botanischer Werke, auf dem der fundamental vernetzte Arbeits- und Publikationsmodus der frühneuzeitlichen Botanik beruht. Damit stehen textbezogene wissenschaftliche Praktiken im Mittelpunkt, die bislang von einem Interesse an objektbezogenen Praktiken wie dem Sammeln oder Tauschen von Pflanzen überschattet wurden. Diese Praktiken des Verfertigens und Publizierens botanischer Texte charakterisieren nicht nur die Arbeitsweise einzelner Gelehrter sondern vielmehr das Funktionieren eines Publikationssystems, dessen sich die botanische Gemeinschaft als ganze bediente und durch das sie ihrerseits konstituiert wurde.Für Botaniker des 17. und 18. Jahrhunderts – es handelt sich insgesamt und darum auch in diesem Projekt um männliche Gelehrte - war das Erarbeiten ihrer Werke ein Prozeß, in den Beiträge mehrerer, manchmal auch zahlloser Personen einflossen und der sich über Jahre hinzog. Autoren aktualisierten ihre lokalen oder regionalen Floren in Zyklen der Aktualisierung und Korrektur. Sobald neue Informationen zur Verfügung standen, wurden sie in ein Werk eingearbeitet, und eine aktualisierte Ausgabe kam auf den Markt. Die meisten botanischen Publikationen waren infolgedessen sowohl provisorisch als auch iterativ. In miteinander verknüpften Fallstudien soll diese Dynamik in ihrem Funktionieren und in ihrer Effizienz analysiert werden. Im Mittelpunkt werden vier Aspekte stehen: erstens die charakteristische Praxis iterativen Publizierens und das Phänomen iterativer Bücher, zweitens das posthume Publizieren der hinterlassenen Manuskripte verstorbener Botaniker durch mehrere Gelehrte, drittens die oft globalen Dimensionen des Verfertigungs- und Publikationsprozesses iterativer, botanischer Bücher sowie, viertens, das Textgewebe, zu dem botanische Publikationen im Verlauf wiederholter Annotations- und Lesezyklen durch zahllose Querverweise verknüpft waren. Zu zeigen ist, wie diese Arbeitswiese der botanischen Gemeinschaft ermöglichte, mit dem immer weiter ausgreifenden Informationsbedarf ihrer Disziplin Schritt zu halten und dabei Formen des Schreibens, Lesens und Publizierens zu entwickeln, die der Korrekturbedürftigkeit der von ihnen verarbeiteten Information Rechnung trugen. Daß dieses Publikationssystem der frühneuzeitlichen Botanik auf überraschende Weise Merkmale digitaler Publikationspraktiken antizipiert, ist bemerkenswert in Hinblick darauf, daß die Notwendigkeit kollaborativer Vorgehensweisen für den botanischen Wissensbildungsprozeß mit den Möglichkeiten des gedruckten Buches eine Publikationsdynamik kreierte, deren heutige Erscheinungsformen – digitale Bücher, Hyperlinks, Kommentarfunktion – als ein Phänomen betrachtet werden, das erst durch digitale Technologien ermöglich wurde. Das Projekt wird historisch fundierte Perspektiven auf aktuelle digitale Innovationen des wissenschaftlichen Publikationsbetriebs ermöglichen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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