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Industrielle Produktionsweisen in der Kunst des globalen Nordens im 20. und 21. Jahrhundert. Studien in Kunst und Fabriken

Antragstellerin Dr. Kathrin Rottmann
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 508930320
 
Parallel zum Prozess der Industrialisierung und Deindustrialisierung wurden industrielle Bearbeitungs- und Produktionsweisen in die Künste transferiert. Ziel des Forschungsprojekts ist es, anhand exemplarischer Studien die industriellen Produktionsweisen in der Kunst des globalen Nordens im 20. und 21. Jahrhundert historisch und systematisch zu erforschen. Künstlerische Produktionsweisen sind in gesellschaftlichen Produktionsweisen situiert und werden, so die These, genutzt, um den Stellenwert der künstlerischen Produktion in der industriellen Gesellschaft zu verhandeln. Industrielle Produktionsweisen bieten sich für diese Aushandlungen besonders an, weil sie aufgrund des entfremdeten maschinellen und massenhaften Arbeitens geradezu das Gegenstück der künstlerischen Produktion zu sein scheinen. Das Projekt erarbeitet eine historisch-kritische kulturwissenschaftliche Analyse, wie und unter welchen sozio- und geschlechterpolitischen Bedingungen die Produktionsprozesse aus der Fabrik in die Kunst transferiert wurden, welche Folgen diese Transfers für die Theorie und Praxis der bildenden Künste hatten und welche Genderkodierungen der Produktion, biologischen Reproduktion und Care-Arbeit dabei wirksam waren. Der Untersuchungszeitraum von den 1920er Jahren bis heute umfasst die im globalen Norden für das Verhältnis industrieller und künstlerischer Produktion relevanten historischen Kontexte: die 1920/30er Jahre, als die industrielle Arbeit auch in der bildenden Kunst als Vorbild rationalisierter, fortschrittlicher Arbeit galt, die 1960/70er Jahre, als sie zum Inbegriff der Arbeitslosigkeit geriet, während die der künstlerischen Arbeit zugeschriebene Flexibilität und Kreativität zum Vorbild für die entfremdete Arbeit wurden, und die 2000er Jahre, als die industrielle Produktion im Kontext von Digitalisierung und immaterieller Arbeit diskutiert wurde. Konkret zielt das Vorgehen darauf, an ausgesuchten Beispielen 1) anhand von Schrift- und Bildquellen sowie den Ergebnissen der Technikgeschichte die Produktionsweisen der Kunstwerke und die Arbeit aller Akteur:innen sichtbar zu machen, 2) die Werkzeuge, Materialien, Prozeduren und Techniken zu identifizieren unter Berücksichtigung ihres jeweiligen historischen und sozialen Gebrauchs, 3) die sozio- und geschlechterpolitischen Bedingungen der künstlerischen Produktionsweisen offenzulegen, um 4) auf Basis dieser nuancierten historisch-kritischen und geschlechterkritischen Analyse neue Lesarten konkreter Kunstwerke und künstlerischer Produktionsweisen zu erschließen. Methodisch leistet das Vorhaben für die Kunstgeschichte einen grundlegenden Beitrag zur Frage, welche Rolle die Produktionsweisen von Artefakten für deren Perzeption und Rezeption spielen und wie die Produktionsweisen und die darin enthaltene Arbeit methodisch zu berücksichtigen sind. Gewonnen wird damit ein Zugang zur bildenden Kunst, der die Untersuchung der Produktionsweisen in der Analyse soziokultureller Güter verankert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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