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Petrus Woskan, 1680-1750: Das Leben und die Zeiten eines frühneuzeitlichen Kaufmanns

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Asienbezogene Wissenschaften
Empirische Sozialforschung
Soziologische Theorie
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 509084460
 
Ausgehend vom Testament des Armeniers Petrus Woskan (1680-1750), der im überregionalen Handel im Indischen Ozean tätig war, versucht dieses Projekt, das Leben und die Karriere von Petrus und seinesgleichen zu verstehen. Im Gegensatz zu der in der vorhandenen Literatur vertretenen Auffassung, dass das Verhalten der Kaufleute durch gemeinschaftliche Institutionen wie Familie, Verwandtschaft und Religion bestimmt wurde (Markovits 2000; Greif 2005; Aslanian 2011), überschritt der betreffende Kaufmann diese Grenzen, als er sein Netzwerk für den kulturübergreifenden Handel aufbaute. Welche Möglichkeiten standen ihm zur Verfügung? Wie haben ihm die alternativen Kräfte, Institutionen und Strukturen geholfen, seinen Weg zu verfolgen? Was war sein Vermächtnis? Bei der Beantwortung dieser Fragen berücksichtigt das Projekt die Feldtheorie (Bourdieu 2005) und argumentiert, dass innergemeinschaftiche Konflikte, die aus individuellen Überzeugungen in einem Feld (Religion) resultieren, die Entscheidungen der Person in einem anderen Bereich (Handel) beeinflussen und sie zwingen, anderswo Unterstützung zu suchen. Die Dynamik der florierenden Wirtschaft im Indischen Ozean mit der wachsenden europäischen Präsenz (Frank 1994; Perlin 1993), einschließlich missionarischer Bemühungen (Liebau, Tamcke 2007), kosmopolitischer Häfen (Lefèvre et al. 2015; Subrahmanyam 2018) sowie individuelle Glaubwürdigkeit, die mit gemeinschaftlicher Verantwortung einhergeht (Trivellato 2009), half Abenteurern wie Petrus, ihre kulturübergreifenden Netzwerke zu errichten. Die Informationen über das Leben des Erblassers weisen einige Lücken auf. Während ein bedeutendes armenisches Archiv im Iran unzugänglich bleibt, wurden neue europäische Quellen ausfindig gemacht. Die Testamente einiger weiterer katholischer Armenier bestätigen, dass Armenier wie Petrus konvertierten und unter europäischem Schutz florierten. Daher ist es unerlässlich, Informationen aus diesen neuen europäischen Quellen einzubeziehen, die die notwendigen fehlenden Informationen zu enthalten scheinen. Das Projekt spricht von Zeiten und Räumen, in denen Migranten in einer fremden Gesellschaft durch eigenes Unternehmertum Kapital beschaffen und interreligiöse Handelsnetze aufbauen konnten, die mindestens den halben Globus umspannten (Bhattacharya in Vorbereitung 1). Es hilft uns zu verstehen, wie sich einzelne Kaufleute mit den größeren Prozessen und Strukturen der Weltgeschichte auseinandersetzten, als sie über imperiale Grenzen hinweg kultur- und regionenübergreifende Netzwerke aufbauten und historisch bedeutsame Rollen spielten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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