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Sprachlandschaft und soziale Lage in weiterführenden Schulen
Antragsteller
Professor Dr. Jannis Androutsopoulos
Fachliche Zuordnung
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 509468991
Das Projekt untersucht die Sprachlandschaft von Bildungseinrichtungen (‚Schoolscape‘) und die mit ihr zusammenhängenden Wahrnehmungen und Bewertungen von Lehrkräften und Schüler:innen am Beispiel von Schulen unterschiedlicher sozialer Lage. Fachlicher Kontext des Projekts ist die Linguistic Landscape-Forschung, in der Formen, Funktionen und Wahrnehmungen raumgebundener Schriftlichkeit im öffentlichen Raum und in institutionellen Einrichtungen empirisch untersucht werden. In Deutschland ist die Sprachlandschaft eine kaum erforschte Dimension sprachlicher und visueller Kommunikation in Schulen. Der internationale Forschungsstand zeigt, dass Schilder und andere ortsfeste Texte (u.a. Plakate, Aushänge, Graffiti) von schulischen Akteur:innen angefertigt werden, verschiedene kommunikative Funktionen im Schulalltag erfüllen, mit kommunikativen Praktiken der Wissensvermittlung verbunden sind und zur Reproduktion dominanter sprachpolitischer Ideologien beitragen. Viele Studien beschränken sich jedoch auf die Analyse mehrsprachiger Beschilderung im Kontext von minorisierten Sprachen, und Relationen zwischen der Sprachlandschaft und der Stratifizierung des Schulsystems sind kaum erforscht. Das Projekt setzt an dieser Lücke an und sich zum Ziel, die deutschsprachige Schoolscape-Forschung weiter zu entwickeln und Zusammenhänge zwischen der Sprachlandschaft und der Diversität von Schulen herauszuarbeiten. Die Untersuchungen finden an vier weiterführenden Hamburger Schulen statt, die sich in der Schulform (Stadtteilschulen und Gymnasien) und den sozialen Rahmenbedingungen (‚schwierige‘ bis ‚privilegierte‘ Verhältnisse) unterscheiden. Es werden drei schulvergleichend angelegte Zielsetzungen verfolgt: (a) Klassifizierung raumgebundener Texte nach Diskurstyp und Textsorte, (b) multimodale Untersuchung wissensvermittelnder Texte, die von Lehrkräften und Schüler:innen angefertigt werden, (c) Wahrnehmung der Sprachlandschaft durch Lehrkräfte und Schüler:innen in Relation zur sozialen Lage ihrer Schule. Die methodische Umsetzung führt zwei Ansätze innovativ zusammen, und zwar die linguistische und multimodale Analyse von Schildern einerseits, eine diskursanalytisch-ethnographische Untersuchung bei Lehrkräften und Schüler:innen andererseits. Schilder und andere Texte werden in Innen- und Außenräumen der beforschten Schulen fotografisch aufgezeichnet und einer softwaregestützten Annotation unterzogen. Die Datenerhebung mit schulischen Akteur:innen umfasst eine gemeinsame Begehung des Schulraums, Experteninterviews sowie Gruppendiskussionen rund um Schüler- und Lernplakate. Hervorzuheben ist die Einbeziehung von Schüler:innen, die in bisherigen Studien weitgehend vernachlässigt wurden. Das Projekt bringt neues Wissen über einen bislang wenig beachteten Bereich sprachlicher Kommunikation in deutschen Schulen hervor. Projektergebnisse und -methoden eröffnen diverse Anschlussmöglichkeiten des Wissenstransfers an Schulen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen