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Eine neue Perspektive für das Verständnis und der Dekodierung der dynamischen Rhythmen von Sprache.
Antragsteller
Dr. Alessandro Tavano
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 510229904
Wenn wir Sprachgeräusche hören, z. B. während eines Gesprächs, versucht unser Gehirn zunächst, die gehörte Sprache von anderen Schallquellen zu isolieren, und dann versucht es, ihre Dynamik zu verfolgen. Wie gelingt es uns, Sprache in natürlichen Situationen zu verfolgen und zu verstehen? Die derzeitige Hypothese besagt, dass sich das menschliche Gehirn auf langsame zeitliche Modulationen von Sprache mit einer Frequenz von etwa 3-4 Hz (Zyklen pro Sekunde) einstellt. Dieser Ansatz reicht jedoch nicht aus, um die Dynamik spontaner Sprache zu erfassen, da Sprachrhythmen aufgrund von Schweigen, Pausen und Neustarts sehr unregelmäßig sind und je nach Sprecher, Sprechstil und Sprachmerkmalen stark variieren. Unsere übergreifende Forschungshypothese ist, dass die Sprachrhythmuswahrnehmung durch das menschliche Gehirn weit von einer Eins-zu-eins-Zuordnung zwischen einer bestimmten Modulationsfrequenz im Sprachsignal und sprachlichen Einheiten entfernt ist: Die rhythmischen Muster, die zur Wahrnehmung einer Sequenz von Phonemen, Silben oder Wörtern führen, weisen in der Tat eine sehr große Variabilität über Stimuli und Zeitpunkte hinweg auf (Problem der fehlenden Invarianz). Daher stellen wir die Annahme in Frage, dass es einen speziellen Rhythmus innerhalb eines engen Frequenzbereichs gibt, der sich auf gesprochene menschliche Sprachen einstellt, und schlagen einen neuen Rahmen vor, der auf modernster Psychophysik und neuronalen Analysen beruht und in dem diese Dynamik nicht als Hindernis, sondern als Merkmal des Signals betrachtet wird. Unser Ziel ist es, Folgendes zu untersuchen: 1) die Mechanismen, durch die sich langsame zeitliche Modulationen in der Sprache von Äußerung zu Äußerung auf der Ebene der einzelnen Teilnehmer verändern; 2) die Auswirkung sprachspezifischer zeitlicher Merkmale auf die Sprachdynamik am Beispiel des Französischen als silbengetaktete Sprache und des Deutschen als betont getaktete Sprache. 3) wie das menschliche Gehirn diese Dynamik, einschließlich Unterbrechungen, verfolgt und kodiert. Die drei Hauptforschungslinien des Projekts greifen ineinander und bieten einen zusammenhängenden und zeitlich abgestimmten Arbeitsablauf. Die Ergebnisse des DRhyaDS-Projekts überschreiten die disziplinären Grenzen zwischen Sprachsignalverarbeitung, Psycholinguistik und kognitiver Neurowissenschaft und haben das Potenzial, sowohl die theoretischen Grundlagen erfolgreicher Sprachwahrnehmung als auch die besten Praktiken der Spontansprachanalyse tiefgreifend zu verändern. Um dies zu erreichen, kombiniert das deutsch-französische Konsortium modernste Psychophysik auf französischer Seite mit neuartigen neuronalen Datenanalysen auf deutscher Seite sowie der Möglichkeit, Muttersprachler der französischen und deutschen Sprache in jeder Phase des Projekts direkt zu testen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Mitverantwortlich
Professor Dr. Christian Fiebach
Kooperationspartner
Dr. Leo Varnet