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Koordination und Informationstransfer in Fledermauskolonien mit Fission-Fusion Verhalten

Fachliche Zuordnung Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 511052075
 
Um die Vorteile des Gruppenlebens optimal zu nutzen, müssen Tiere ihr Verhalten koordinieren. Das Verständnis der Mechanismen, Gründe und Konsequenzen von koordiniertem Gruppenverhalten ist daher ein Forschungsschwerpunkt moderner Verhaltensökologie. Unser Projekt untersucht wie Informationstransfer zwischen Gruppenmitgliedern unter natürlichen Bedingungen zur Gruppenkoordination führt. Dazu untersuchen wir im Freiland an zwei Kolonien der Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) wie die gemeinschaftlich ihre Jungen aufziehende Weibchen ihre Quartierwechsel koordinieren. Bechsteinfledermäuse zeigen ein ausgeprägtes Fission-Fusion Verhalten (zeitweiliges Aufspalten in Untergruppen) während ihrer beinahe täglichen Tagequartierwechsel. Die gemeinschaftliche Quartiernutzung erlaubt den Tieren vom Gruppenleben zu profitieren, z. B. über soziale Thermoregulation. Trotz der großen Bedeutung von Gruppenkoordination für das Funktionieren von Fission-Fusion-Gesellschaften und der weiten Verbreitung dieses Sozialsystems bei Fledermäusen und anderen Tierarten gibt es bisher kaum Studien, die Informationstransfer und Gruppenkoordination in freilebenden Fission-Fusion Säugetiergesellschaften untersuchen. Um zu untersuchen wie Mitglieder von Fledermauskolonien ihre Quartierwechsel mit Hilfe von Informationstransfer koordinieren, nutzen wir das kürzlich entwickelte biologging System BATS (Broadly Applicable Tracking System). Mit Hilfe von BATS erfassen wir automatisiert Daten zu nächtlichen Begegnungen und Bewegungen von Fledermäusen außerhalb der Quartiere. Unser Projekt hat das Ziel, neue Erkenntnisse zur Koordination der Quartierwechsel bei Fledermauskolonien mit Fission-Fusion-Verhalten zu erhalten. Dazu gehört die Identifikation und Quantifizierung der Verhaltensweisen die Individuen nutzen, um Informationen über Quartiere zu erlangen und untereinander auszutauschen und so ihre gemeinschaftlichen Quartierwechsel zu koordinieren (z.B. nächtliche Anflüge an Quartiere, Rekrutierungsverhalten und Schwarmverhalten). Mit Hilfe eines Freilandexperiments wollen wir die Flexibilität des Koordinationsprozesses abschätzen, mit Fokus auf den Einfluss der Art des Quartiers (bekannt vs. neu) und die Merkmale der beteiligten Individuen (z.B. Alter, Erfahrung, Verwandtschaftsbeziehungen). Für unser Projekt stehen zwei Bechsteinfledermauskolonien zur Verfügung, die bereits seit 27 aufeinanderfolgenden Sommern untersucht wurden, deren Mitglieder individuell mit Microchips (PIT-tags) markiert sind und deren Verwandtschaftsverhältnisse und Demographie bekannt sind. Die Bedeutung unseres Projektes resultiert aus der Kombination einer innovativen biologging Technologie (BATS) mit detaillierten Langzeitdaten zu einer Fledermausart, die das Potential hat, zu einem Modell für Gruppenkoordination in Fission-Fusion Gesellschaften zu werden. Übergeordnetes Ziel ist es, das Verständnis über das Funktionieren von Fission-Fusion-Gesellschaften zu verbessern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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