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Wohlfahrtsvisionen 2.0: Zukunftspraktiken in den Sozialökonomien in Athen und Berlin (WELFAIR)
Antragsteller
Dr. Dimitris Soudias
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Politikwissenschaft
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 511316556
Angesichts von COVID-19 hat die Europäische Kommission den Sektor der Sozialökonomie (SÖ) als wichtige Antwort auf die sozialen, ökonomischen und ökologischen Folgen der Pandemie wiederentdeckt. Die Kommission nahm im Dezember 2021 den Aktionsplan für die Sozialökonomie an, und setzte zuvor im November eine Hochrangige Expert*innengruppe für die Zukunft des Sozialschutzes und des Wohlfahrtsstaates in der EU ein. Politische Entscheidungsträger*innen gehen davon aus, dass die SÖ a) präkarisierende Krisenauswirkungen durch die Bereitstellung sozialer Dienstleistungen mitigieren kann; und b) aktuelle Wirtschaftsmodelle und soziale Daseinsvorsorge hin zu einer inklusiven und nachhaltigen Zukunft transformieren kann. Sozialunternehmer*innen wird hierfür eine ‚visionäre‘ Rolle zugeteilt, da davon ausgegangen wird, dass sie innovative Geschäftsmodelle entwickeln, die soziale Wirkung und ökologische Nachhaltigkeit über den Profit stellen. Wie sich Sozialunternehmer*innen selbst die Zukunft der Gesellschaft vorstellen und umsetzen, ist weniger erforscht. Das Projekt WELFAIR adressiert diese Forschungslücke durch eine vergleichende Studie sozialunternehmerischer Zukunftspraktiken in Athen und Berlin. Wie stellen sich Sozialunternehmer*innen die Zukunft der Ökonomie und der sozialen Daseinsvorsorge vor, und welche Rolle schreiben sie sich selbst und der Sozialökonomie in dieser Hinsicht zu? Wie setzen sie diese Zukunft um? Die Beantwortung dieser Fragen trägt dazu bei Erwartungshaltungen an den Markt und den Staat bzgl. der Provision sozialer Dienstleistungen besser zu verstehen: ob und wie sich diese Haltungen in (post-)pandemischen Zeiten ändern, und welche Schlüsse auf dieser Basis für die Zukunft sozialer Daseinsvorsorge gezogen werden können. Eine zentrale Annahme ist, dass die subjektiven Erfahrungen sozialer Unternehmer*innen mit ökonomischer Ungewissheit sie in eine Lage versetzen, in der sie teils jene Formen von Ungleichheit reproduzieren, die sie zu mitigieren und überwinden bezwecken. WELFAIR ist als Pilotstudie angelegt, die in ein größeres Projekt über die Gestaltung der Wohlfahrtspolitik in ‚Policy Labs‘ einfließen wird. WELFAIR fußt auf einer abduktiven Analyse: eine qualitative Forschungsstrategie, die unerwartete Befunde durch eine vergleichende Untersuchung von Variation in Theorien weiterentwickelt. Abduktive Analyse wird somit der Potenzialität von Zukunftspraktiken gerecht, weil sie auf der pragmatistischen Annahme ruht, dass Sinnstiftung im Folgen von Praktiken und ihrer vorstellbaren Konsequenzen stattfindet. Datenerhebung basiert primär auf Interviews mit Sozialunternehmer*innen; Analyse basiert auf Grounded-Theory-Kodierung. Athen und Berlin versprechen aufgrund ihrer kontrastreichen Konfiguration bzgl. Wohlfahrtssysteme und Finanzierung für die SÖ analytisch aufschlussreiche Variation. Diese Variation beeinflusst wie sich Sozialunternehmer*innen die Zukunft der Ökonomie und der sozialen Daseinsvorsorge vorstellen und sie umsetzen.
DFG-Verfahren
WBP Stelle