Detailseite
Projekt Druckansicht

Grüne Gebäude und gelebte Nachhaltigkeit in Deutschland und Luxemburg

Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Empirische Sozialforschung
Humangeographie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 512755421
 
Im Jahr 2019 verabschiedete die Europäische Union (EU) das Ziel bis spätestens 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Eine zentrale Rolle in der Umsetzung dieses ehrgeizigen Ziels kommt dabei, aufgrund des hohen Anteils an CO2-Emissionen sowie des großen Einsparungspotenzials, dem Gebäudesektor zu. In der EU sind Gebäude allein für ca. 40% des Energieverbrauchs und 36% der CO2-Emissionen verantwortlich. Dabei wurde der Beitrag des Gebäudesektors vor allem durch Innovationen und Anpassungen in der Planungs- und Bauphase untersucht. Eine große Herausforderung stellt jedoch der bestehende, zum größten Teil energieineffiziente, Gebäudebestand dar. Zusätzlich fehlen Studien zum verbesserten Verständnis von „grünen“ Gebäuden nach Inbetriebnahme und deren Auswirkungen auf Nutzer und Nutzungsformen. Das Forschungsprojekt versucht eben diese Lücke zu schließen, indem es alltägliche Nutzungspraktiken grüner Gebäude durch die Wirkungsgefüge zwischen Konzipierung und Realisierung und alltäglichen Praktiken des Lebens und Arbeitens in grünen Gebäuden untersucht. Im Mittelpunkt steht hierbei der Wandel alltäglicher, „gelebter Nachhaltigkeiten“ der Nutzer, aber auch der Widerstand gegen Veränderungen, welche durch Wirkungsgefüge zwischen Diskursen des grünen Bauens (Perspektiven und Interpretationen), Tätigkeiten des Bauens, Wohnens und Arbeitens sowie der grünen Gebäude selbst geprägt sind. Dieser Fokus rückt die potenzielle transformative Rolle grüner Gebäude und deren spezifische materielle Ausprägungen durch veränderte Verhaltensweisen, soziale Werte und Normen in den Mittelpunkt. Wahrnehmungen, Erwartungen und Lebensstile werden sowohl durch Bautraditionen und Gebäude selbst beeinflusst, als auch durch gesellschaftliche Konventionen. Über die Nutzung von Gebäuden hinaus sind Praktiken des Wohnens und Arbeitens mit anderen Bereichen des Lebens wie Mobilität, Bildung und Gesundheit verwoben. Da Kontexte räumlich variieren, sieht das Projekt einen vergleichenden Untersuchungsrahmen basierend auf mehreren Fallstudien vor, um geographische und gesellschaftliche Unterschiede erfassen zu können. Vorgesehen sind umfassende, überwiegend qualitative Datenerhebungen zu Nutzungspraktiken grüner Wohn- und Bürogebäude in zwei benachbarten, aber unterschiedlichen Regionen: Rheinland-Pfalz in Deutschland und dem Großherzogtum Luxemburg. Die Datenerhebung erfolgt durch Workshops, (Walking-)Interviews, Fokusgruppen und Umfragen mit Nutzern und Akteuren des nachhaltigen Bauens sowie reflektierendes Schreiben und Fototagebücher mit Gebäudenutzern. Erkenntnisse der räumlich vielfältigen gesellschaftspolitischen Kontexte und Prozesse von Nachhaltigkeitstransitionen bieten neue Ansatzpunkte für Politik und Praxis zur Weiterentwicklung von Förder- und Umsetzungsmöglichkeiten, welche die Rolle von Gebäudenutzerinnen und -nutzern betonen. Darüber hinaus liefert das Projekt wichtige Aufschlüsse über mögliche Widerstände gegen Strategien und Initiativen nachhaltigen Bauens und Lebens.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien, Luxemburg
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Dr. Kirstie O' Neill; Professor Dr. Christian Schulz
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung