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Die Bedeutung der Situation für die Emotionsregulation im Alltag

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 513283998
 
Emotionsregulation (ER) ist die Fähigkeit eines Individuums, flexibel auf Anforderungen zu reagieren, um das Wohlbefinden aufrechtzuerhalten. Ein bekanntes Modell zur Beschreibung von ER ist das Prozessmodell. Nach diesem Modell wenden Personen ER-Strategien (ERS) an, um unangenehme Emotionen in verschiedenen Stadien der Emotionsgenese zu regulieren. Zudem nimmt es an, dass ERS in früheren Stadien (z. B. Reappraisal) effektiver sind als ERS in späteren Stadien (z. B. Suppression). Eine große Anzahl an Laborstudien in ausgewählten und kontrollierten Situationen untersuchte einzelne ERS und verglich deren Wirksamkeit miteinander. Diese Studien fanden jedoch insgesamt nur relativ kleine und heterogene mittlere Effektstärken und keine überzeugenden Belege für die Annahme, dass frühere ERS effektiver sind als spätere. Dafür gibt es mehrere Erklärungen. Erstens stammen die meisten Belege aus Laborforschung, bei der Personen instruiert werden, bestimmte ERS in einer Situation kurz anzuwenden. Jedoch sind die Personen möglicherweise nicht in der Lage, die instruierte ERS effektiv zu nutzen. Zweitens werden ERS häufig nur mit einem Item erfasst, was nicht nur deren Reliabilität einschränkt, sondern auch deren Komplexität verringert, da manche ERS mehrere Subtypen haben. Drittens hat die ER-Forschung gezeigt, dass Individuen selten nur eine, sondern häufig mehrere ERS wählen, um ihre Emotionen zu regulieren. Bisher gibt es aber nur theoretische Arbeiten zur gleichzeitigen Nutzung mehrerer ERS, empirische Belege fehlen jedoch. Viertens entfernen sich neuere Arbeiten von der Annahme, dass manche ERS generell effektiv sind, und betonen stattdessen die Rolle der Situation. In diesen Ansätzen ist ER dann effektiv, wenn Personen flexibel die ERS wählen, die zur aktuellen Situation am besten passt. Für diese Annahme gibt es jedoch bisher kaum empirische Belege. Um diese Forschungslücken zu schließen, wollen wir ER in verschiedenen Situationen im Alltag erfassen: Wir möchten (1) in einer Metaanalyse die aktuellen Befunde zur Effektivität von ERS im Alltag zusammenfassen, (2) einen neuen ERS-Fragebogen entwickeln und validieren, der Strategien aus allen Phasen des Prozessmodells mit mehreren Items erfasst, (3) untersuchen, ob die Situationsauswahl die Notwendigkeit verringert, später aktiv ER zu betreiben, und das Zusammenspiel (4) zwischen verschiedenen ERS sowie (5) zwischen ERS und situativen Faktoren untersuchen. Das beantragte Projekt hat das Potenzial, wesentliche wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der ER beizutragen, sowohl auf theoretischer (Polyregulierung, Strategie-Situations-Passung und ER-Flexibilität) als auch auf methodischer Ebene (Entwicklung eines neuen ER-Fragebogen sowie eines neuen EMA-Framework für die Untersuchung des Kontexts von ER im Alltag). Hinsichtlich der praktischen und gesellschaftlichen Relevanz können die Projektergebnisse zur Entwicklung neuer Intervention zur Unterstützung adaptiver ER beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Australien
Mitverantwortlich(e) Dr. Zarah Rowland
Kooperationspartner Professor Dr. Peter Koval
 
 

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