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Der dorische Tempel in Shtyllas bei Apollonia (Albanien). Bauforschung – archäologische Neubewertung – Sicherung – Visualisierung
Antragsteller
Professor Dr. Stephan G. Schmid
Fachliche Zuordnung
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 513286144
Vorgelegt wird der überarbeitete Antrag zur interdisziplinären Untersuchung des klassischen Shtyllas-Tempels von Apollonia; dankbar wurden Gutachter-Hinweise zu zwei vorherigen Anträgen berücksichtigt. Die Stadt Apollonia, eine von Korinth und Kerkyra gegründete Kolonie, besaß seit dem Ende des 6. Jh. v. Chr. eine Reihe größerer, verzierter Tempel. Dazu gehörte auch der Bau, der im Rahmen des Projekts untersucht werden soll. Sehr prominent stand der Tempel oberhalb des Hafens Apollonias in einem extraurbanen Heiligtum. Obwohl eine Säule seit der Antike aufrechtstehend die Zeiten überdauert hat, ist der Bau bislang nur kursorisch untersucht worden. Bisherige Rekonstruktionen haben sich als haltlos erwiesen. Im Herbst 2021 wurden drei Sondagen im Bereich des Tempels angelegt, die überraschend erbrachten, dass der Fundamentunterbau weitgehend erhalten blieb und damit eine präzise Rekonstruktion des Tempelgrundrisses ermöglicht wird. Der (zumeist ausgeraubte) Oberbau bestand aus feinem Sandstein, das Fundament aus sehr sorgfältig gefügten Konglomeratblöcken. Insgesamt überrascht die hohe Bearbeitungsqualität der Steine. Von der Krepis sind ebenfalls Teile erhalten. Abmessungen von 19,20 m x ca. 43,20 m (am Stylobat) und ein Säulenverhältnis von 6 x 13 Säulen im Bereich der Peristase sind nun gesichert. Vorherige Lokalisierungen der aufrechtstehenden Säule erwiesen sich als falsch: Sie bildete die zweite Säule westlich der Nordostecke. Eine relativ reiche Ausstattung eines Mischdaches mit verzierter Marmorsima am Dachrand, dahinter aber einem korinthischem Ziegeldach mit Palmetten-Dachreitern ließ sich nachweisen. Um die exakte Gebäude-Länge, die Tiefe des Pronaos und die rückwärtige Gliederung hinter der Cella zu klären, sind zwei weitere Sondagen geplant. Nach ersten Hinweisen auf Innensäulen gilt es, in der Cella Fundamente von Innensäulen exakt zu lokalisieren. Auch die Zugangssituation bleibt zu klären. Die Bauaufnahme sowie die Dokumentation und Analyse von Funden sämtlicher Gattungen soll ferner Aufschluss über die zeitliche Einordnung des Baus und die Dauer der Kultaktivitäten geben. Mit dem Tempel von Shtyllas kann ein Bauwerk des 5. Jh. v. Chr. erfasst werden, dessen Entwurf eine Nähe zu großen Tempelbauten in Attika und der Peloponnes vermuten lassen. Ziel der weiteren Arbeiten soll die kritische Einordnung des Tempelbaus innerhalb der Baugeschichte sein. Damit wäre erstmals einer der Tempel Apollonias wissenschaftlich erforscht. Die Ergebnisse könnten einen wichtigen Bezugspunkt für die Einordnung anderer, bislang nahezu unerforschter Monumentalbauten der Stadt aus jener Zeit bilden, die angesichts der großen Bedeutung Apollonias Strahlkraft in die weitere Region der Adria besessen haben dürften. Das Forschungsprojekt ist Teil eines größeren Vorhabens, das sowohl die wissenschaftliche Erforschung als auch die dringende Konservierung der erhaltenen Säule und eine neue Präsentation des Bauwerks im Archäologischen Park Apollonias umfasst.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen