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Die evolutionären Grundlagen von Kooperation und menschlicher Ultrasozialität
Antragstellerin
Liran Samuni, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Evolution, Anthropologie
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 513871869
Die Fähigkeit zur Kooperation über Zeit und verschiedene soziale Aggregationsformen hinweg eröffnete unseren Vorfahren einen evolutionären Pfad, der es uns erlaubte, den gesamten Planeten zu erobern. Unsere Fähigkeit zur Zusammenarbeit hat uns in die Lage versetzt, neue herausfordernde Umgebungen zu erobern und in kriegerischen Auseinandersetzungen gegen andere Gruppen einzutreten. Es wird angenommen, dass die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zur Bewältigung dieser Herausforderungen zur Interdependenz von Mitgliedern innerhalb von Gruppen geführt hat – ein Aspekt der evolutionären Psychologie, die noch heute unsere sozialen Neigungen und Motivationen beeinflusst. Zwar besteht in der Wissenschaft Einigkeit darüber, dass die Kooperation zu unserem biologischen Erfolg beigetragen hat, doch die Aufklärung des evolutionäre Entstehens der menschlichen Kooperation stellt eine große wissenschaftliche Herausforderung dar, insbesondere angesichts der begrenzten Möglichkeiten, aus Fossilien Rückschlüsse zu ziehen. Die Erforschung der Auswirkungen Umweltbedingungen und sozialer Herausforderungen auf die Kooperation bei unseren nächsten lebenden Verwandten, den Schimpansen (Pan troglodytes) und den Bonobos (Pan paniscus), erlaubt uns, einzigartige menschliche Anpassungen aufzudecken, die uns zum Erfolg verhalfen. Schimpansen und Bonobos sind nicht nur phylogenetisch eng mit dem Menschen verwandt, sondern weisen auch eine Reihe von Merkmalen auf, die mit den menschlichen Sozialsystemen vergleichbar sind. Trotz starker Ähnlichkeiten zwischen den beiden Arten weisen Bonobos und Schimpansen jedoch auch drastische Unterschiede in Bereichen auf, von denen man annimmt, dass sie der menschlichen Interdependenz zugrunde liegen. Insbesondere sind Schimpansen im Vergleich zu Bonobos mit größeren Umweltvariationen und -herausforderungen sowie stärkeren Konflikten mit anderen Gruppen konfrontiert. Auf Basis der natürlichen Unterschiede innerhalb und zwischen Bonobos und Schimpansen möchte ich eine umfassende Untersuchung der ökologischen und sozialen Faktoren durchführen, die sich auf Kooperation auswirken. Unter Verwendung großer Datensätze zu Verhalten, Demografie und Physiologie von 650+ Individuen aus vier Populationen in Afrika wird meine Gruppe Schimpansen und Bonobos, die in ähnlichen Umgebungen leben, sowie Schimpansenpopulationen über einen Umweltgradienten vergleichen. Darüber hinaus wird meine Gruppe unter Ausnutzung der natürlichen zeitlichen Schwankungen bei Gruppenkonflikten und der Ökologie innerhalb der Populationen das Ausmaß der Verhaltensplastizität einer Population untersuchen; diese Plastizität ist ein wertvoller Mechanismus, der es Individuen ermöglicht, sich an veränderte Umstände anzupassen. Der Vergleich der kooperativen Fähigkeiten unserer engsten lebenden Verwandten ist ein aktuelles Thema, das in diesem Umfang noch nie erforscht wurde. Daher hat dieses Projekt das Potential, unser Verständnis der Humanevolution erheblich zu erweitern.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen