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Liturgische Poesie. Kultische Momente in der deutsch-jüdischen Literatur der ersten Hälfte des 20. Jh.
Antragsteller
Professor Dr. Daniel Hoffmann
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 1999 bis 2003
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5144974
Im Unterschied zu Bibelzitaten, die oft nur ein Zeugnis für den poetischen Anspielungsreichtum eines literarischen Textes sind und damit ästhetischen Zwecken dienen, bilden Zitate aus der jüdischen Liturgie oder, allgemeiner, aus der Sphäre des Rituals, einen echten Prüfstein für die Bestimmung der jüdischen Komponente eines Textes der deutsch-jüdischen Literatur. Traditionell konstituiert sich die jüdische Existens über die Auslegung des kanonischen Textcorpus' der Heiligen Schriften, so daß sie im wesentlichen als eine literarisch fundierte Identität definiert ist. In der modernen Diasproaexistenz ist jedoch durch die Orientierung an den vielfältigen Phänomenen der säkularen Welt dieser traditionelle Zugangsweg zu einer selbstbestimmten jüdischen Identität verschüttet worden. Im Blick auf die Einbindung des deutschen Judentums in das kulturelle System der Moderne bedeutet die Begegnung mit dem jüdischen Ritual nicht bloß eine empfindliche Störung (siehe Kp. über Werfel). Vielmehr weist sie die assimilatorischen Tendenzen der Diasporaexistenz in ihre Schranken und öffnet den Blick für eine vor dem Hintergrund der Diaspora wieder mögliche substantielle jüdische Lebenswelt. Neben dem literarischen Textcorpus der jüdischen Tradition (Bibel, Talmud, Midrasch), steht deshalb als ein zweiter eminent wichtiger Erinnerungsspeicher die jüdische Liturgie, in der die deutsch-jüdischen Autoren, die in der vorliegenden Studie behandelt werden, die entscheidenden Kriterien für eine Reorganisation der jüdischen Welt in den säkularen Dimensionen der Diaspora verfinden.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen
